Früher hieß die 12-Uhr-Sendung im Fernsehen noch Internationaler Frühschoppen mit sechs Journalisten aus fünf Ländern, man trank Wein, rauchte und debattierte über Gott und die Welt.
Heutzutage heißt das Ganze 'Presseclub', alles ist kühl und sauber und es diskutieren fünf Journalisten aus einem Land über die SPD (siehe unten). Aber es geht nicht nur um die eine Partei. Einer sagt: es gibt keine Inhalte, eine andere: es wird gelogen, wieder eine andere: es gibt zu wenig Politiker mit Profil. - Zu wenige? Wie soll denn ein Mensch mit Profil, mit Haltung, mit einer lebendigen Sprache oder beweglichen Gesichtszügen jemals sauber und unverletzt durch die schlammigen Kanäle einer Partei schlüpfen, an den Spießen der Intriganten, an den Heckenschützen von Unfähigkeit und Dummheit vorbei? Niemals. Deshalb sieht die politische Klasse so aus wie sie aussieht, deshalb glaubt die Mehrheit der Deutschen nicht mehr an Demokratie, deshalb sind Menschen, die noch denken wollen, traurig und allein.
Politik ist einfach eine große Casting-Show geworden. Bis ein Krieg Hilfe braucht, bis wieder ein Konzern das Land verlässt, Traditionsbetriebe Konkurs anmelden, bis man plötzlich begreift, dass die meisten Schüler nicht mehr sprechen können. Dann staunen wir, dann biegen sich die Politiker hilflos im Sommerwind. Hin und her. Bis der Sommer zu Ende geht und sich Stürme ankündigen.