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Posts

Es werden Posts vom 2020 angezeigt.

Corona als Scharfzeichner

Gerade in einer so tiefgreifenden Krise wie der gegenwärtigen, sieht vieles so aus, als könnten wir es durch die Lupe betrachten. Ob wir dadurch klüger werden? DANACH sehen wir weiter. Wir sehen heute schon anders auf die Welt, auf die Dinge, auf die Menschen.  Auch uns selbst können wir anders sehen. Wer sind wir, wie sind wir? Größer, unbeweglicher? War ich vorher schon. Leiser? Rücksichtsvoller? War schon immer schwierig. Wir, eine gewisse Generation, konnten sich einer gewissen Grundfreiheit immer sicher sein (Sex, Drugs and Rock 'n Roll). Ob die Jungen in Zukunft ein Grundgefühl von Unsicherheit nicht mehr loswerden können? Ich hoffe nicht. Der Himmel jedenfalls ist ohne Kondensstreifen blauer denn je. Es ist stiller, die Amsel pfeift lauter.  Selbst die Alptraumschiffe, hören wir, stellen ihre Kreuzzüge ein.  Die Menschen halten Abstand. Die Lagune ist wieder blau. Schauen wir aber ins Netz, ist alles wie immer.  Die Situation kann noch so so dramatisch sein,  das Netz ge

Naidoo und kein Ende

Jetzt sind alle wieder ganz erschrocken und tun so, als wäre alles überraschend und neu. Dabei war spätestens nach dem Skandal um den Musikpreis 'Echo' klar, dass dumme Musik und braunes Rap-Getöse schon lange die Musik-Industrie prägten. Der ganze Sumpf an halbgaren Verschwörungstheorien, an Rassismus und Frauenfeindlichkeit - Mainstream - auch Naidoo hat nie etwas anderes geschrieben als Quark. Schon 2017 habe ich dazu einen Eintrag geschrieben mit dem Titel: "Xaver, der wütende Bauer" . Einfach mal nachlesen. In Popland nichts Neues.

Lasst mich in Ruh mit Känguru

Ja, natürlich, es musste so kommen. Der berühmte, aber alles andere als in die Öffentlichkeit drängende Autor, anders als alle anderen Autoren nicht nur Autor, sondern Autor, Liedermacher und Kabarettist, kamerascheu, nur ein einziges Exklusivinterview gewährend, genauso anders wie seine Figuren, die natürlich ein Eigenleben führen, also alle anderen Interviews exklusiv geben, ihn zurück lassend, denn er ist nur der Autor, der nur liest und Geschichten schreibt und einen Roman schreibt und ein Drehbuch schreibt und Hörbücher macht - der jetzt für sein ‚freches‘ Känguru und dessen Geschichten und dessen Hörbücher und dessen Lesungen auch noch den passenden Film bekommt, der natürlich in jedem Filmmagazin, jedem Kulturmagazin, jeder Nachrichtensendung, jedem Boulevardmagazin, jedem Morgen- und Mittagsmagazin zum Thema wird, mit immer denselben Ausschnitten aus demselben Film, um den Film optimal zu vermarkten, obwohl es doch um ein kommunistisches Känguru geht, aber das kann ja nichts da

Karneval 2020

Als Kölner, der den Karneval liebt, habe ich mich in diesem Jahr besonders aufgeregt und auch geschämt. Der Karneval ist in Köln immer besonders lebensfroh, lebendig, Lieder wie von Ostermann oder den Fööss - nirgendwo sonst gab es das so ausgeprägt. Für lange Zeit, die lange zurück zu liegen scheint. Denn auch Köln liegt in Deutschland und in Deutschland hat sich in den letzten Jahren vieles verändert. Karneval ist zur Sauf-Party verkommen, von Musik bleibt ein allgemeines Schalalalala und das übliche Ballermann-Gegröle. Die Sitzungen langweilig, unbeweglich. Und dann werden zu Beginn der tollen Tage 10 Menschen in Hanau von einem Rassisten erschossen. Die Karnevalisten reagieren auf die aktuellen Ereignisse. Ein besonderer Widerstand gegen den um sich greifenden Faschismus, erlebt hier einen besonderen Auftrieb. „Aus Worten werden Taten“ - aus einer Faschistenschnauze ragt eine Pistole. Diesen Rosenmontags-Wagen gab es aber nicht in Köln zu sehen, hier sahen wir zwar einen w

Aber? Einzeltäter?

Kurz vor Karneval 2020 erschießt ein Rassist 10 Menschen in Hanau. Er redet im Netz von Säuberung und Völkervernichtung, wie so viele. Aber er mordet auch. Reporter werden vor dem Tatort aufgepflanzt - diese reden sich, wie so oft, um Kopf und Kragen. Nachdem von jedem einzelnen pflichtgemäß der Begriff ‚Fassungslosigkeit‘ fällt, hören wir weiter von einem rassistisch motivierten Täter, aber - so heißt es dann - ABER vielleicht haben wir es auch mit einem Einzeltäter zu tun, der nur geistig verwirrt war. Was heißt hier ‚nur’, was heißt hier Einzeltäter? Was heißt hier ‚ABER‘? Faschismus war und ist immer ein Konglomerat aus wirrem, völkischem, rassistischem Gift, aus Verschwörungen, Hass und Vernichtungsphantasien. Diese Zusammenhänge kennen wir in Deutschland nur allzu gut. Auch Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es genug Intellektuelle, genug Menschen jüdischen Glaubens, die sicher waren, dieser wahnsinnige Hitler wird nach einem Intermezzo schon bald Geschichte sei

Nachlese: Karneval und Gender (ja, auch hier)

Nachdem ich bereits die Reaktionen des Karnevals auf die Bedrohung von Rechtsaußen gelobt habe, muss ein Thema noch nachgeholt werden: GENDER! (Spannungsmusik) Gunda Windmüller ist eine Frau und sie hat das eigentliche Problem erkannt - Gendergerechtigkeit - auch im Karneval. Alaaf!  Warum gibt es keine Frau im Kölner Dreigestirn? Ja, warum? Vielleicht wegen Tradition, Parodie, Karneval? Vielleicht wegen Mut zur Hässlichkeit. Aber um solche Dinge geht es schon lange nicht mehr. Es geht nur noch um Prinzipien. Wenn schon keine Frauen in Aufsichtsräten, dann wenigstens im Kölner Karneval. In den 30er Jahren musste die Jungfrau in Köln auch schon von einer Frau gespielt werden. Warum? Ein verkleideter Mann galt als widernatürlich. Also haben die Nazis diese Perversion verboten. Nach dem Krieg schlüpften traditionsgemäß wieder drei Männer in die Rollen von Prinz, Bauer, Jungfrau. Und das in allem Ernst, wie es sich gehört bei einer Travestie, einer Umkehrung, einem Spiel. Viellei

Es geht um die Wurst

Die Thüringer Wurst ist so braun, brauner geht’s nicht. Und die Braunen versuchen wieder an die Macht zu kommen. Da kommt so eine kleine, gelbe Banane gerade recht, um sich von den Würsten zur Oberwurst wählen zu lassen, damit jede Art von bunter Mischung ausgeschaltet bleibt. Es geht nur um die Wurst, das hat die Wurst klar gemacht, sie hat uns immer wieder aufgetischt, behauptet, nur die Wurst sei das deutsche Lebensmittel. Obst bekämpfen, Zartgemüse zurück in die Dose. Und dieser Wurst folgen nicht nur Würste. Auch blasse Kartoffeln rollen zahlreich hinterher und das einfache Brot wünscht sich sowieso nur noch: Hot Dog. Die Tollkischen sind sauer, weil die einzige, dicke, süße Kirsche, die natürlich nichts mit den Tollkirschen zu tun haben will, trotzdem kein Präsident wird, obwohl sie von allen gemocht wird. Die matschigen Tomaten, die schon lange jede Frische verloren haben, werden immer trauriger, der grüne Salat wirft der Banane Blumen vor die Füße und die hin und her schwa

Nötige Ausgrenzung

Gerade heute, an einem Tag, an dem der ermordeten Juden in den Konzentrationslagern der Nazi-Faschisten gedacht wird, müssen wir uns Gedanken machen, wie weit es den Faschisten auch heute schon wieder gelungen ist, sich in unserer Mitte breit zu machen. Schon eine ganze Weile gehöre auch ich zu denen, die sich vehement gegen den Irrtum wenden, die AfD, die blau getünchten Braunen, sei eine 'normale' Partei. Vor allem die Macherinnen der zum Boulevard verkümmerten Fernsehe-Talkshows machen immer dieselben Fehler, jedem rassistischen Spruch in Talkshows eine Öffentlichkeit zu bieten, jede Provokation breit treten zu lassen und damit dazu beizutragen, der Sprache der Faschisten zur Normalität zu verhelfen. Ausgeführt in " Guck mal wer da spricht " oder in " Braun, braun, braun ". Die Erkenntnis diese 'Normalität' nicht hinzunehmen, setzt sich erfreulicherweise immer mehr durch. In der ZEIT kommentiert Verena Weidenbach den Spiegel-Journalist Hasnai

Tom Buhro: Satire darf nichts mehr

Der Kinderchor des WDR singt auf die Melodie von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“. Herzlich gelacht. Toll gemacht. Und dann kommt es wie es immer kommt: "Sauerei". Oder "Kommt mir nicht mit Hashtag Satire". Doch. Kommen wir. Denn die darf sein, die muss sein, die darf alles, weil wir eine freie Gesellschaft sind. Satire darf zuspitzen und zum lachen bringen. Satire bedeutet freien Geist und natürlich ein bisschen Intelligenz. Die fehlt in unserer Gesellschaft mehr und mehr. Aus allen Rohren wird s tattdessen Hass  gefeuert. Noch mit Worten. Genau fünf Jahre, nachdem in Paris Satiriker in ihrer Redaktion von religiösen Fanatikern erschossen wurden. Seitdem wissen wir, wo dieser Hass enden kann. „Meine Oma sagt Motorradfahren ist voll cool, echt voll cool, echt voll cool. Sie benutzt das Ding im Altersheim als Rollstuhl, meine Oma ist ne alte Umweltsau.“ Wer das ‚Ernst nimmt‘ - ist eben mit Intellekt nicht gerade ges