Direkt zum Hauptbereich

Nachlese: Karneval und Gender (ja, auch hier)

Nachdem ich bereits die Reaktionen des Karnevals auf die Bedrohung von Rechtsaußen gelobt habe, muss ein Thema noch nachgeholt werden: GENDER! (Spannungsmusik)

Gunda Windmüller ist eine Frau und sie hat das eigentliche Problem erkannt - Gendergerechtigkeit - auch im Karneval. Alaaf! 
Warum gibt es keine Frau im Kölner Dreigestirn? Ja, warum? Vielleicht wegen Tradition, Parodie, Karneval? Vielleicht wegen Mut zur Hässlichkeit. Aber um solche Dinge geht es schon lange nicht mehr. Es geht nur noch um Prinzipien.

Wenn schon keine Frauen in Aufsichtsräten, dann wenigstens im Kölner Karneval.
In den 30er Jahren musste die Jungfrau in Köln auch schon von einer Frau gespielt werden. Warum? Ein verkleideter Mann galt als widernatürlich. Also haben die Nazis diese Perversion verboten.

Nach dem Krieg schlüpften traditionsgemäß wieder drei Männer in die Rollen von Prinz, Bauer, Jungfrau. Und das in allem Ernst, wie es sich gehört bei einer Travestie, einer Umkehrung, einem Spiel.
Vielleicht würde Frau Windmüller in Düsseldorf glücklicher werden. Da gibt es zwar immer noch einen männlichen Prinzen, aber auch eine süße Prinzessin. Tüll und Tränen. Quote erfüllt.

Köln ist nicht einfach und Köln ist einfach nicht korrekt. Die Frauen fordern aber nun ihr korrektes Recht. Durch das üblich gewordene Gender-Gestotter kaum verständlich - schreibt Frau Windmüller: „Wenn ihr Karneval für Kölner*innen also ernst meint, dann hört auf, die Hoffnungen von Kölner*innen nur als Träume zu bezeichnen und sorgt dafür, dass das Dreigestirn endlich offen für alle wird...“

Ja genau: Alaaf. Ich meine aber außerdem: Lasst uns weiter träumen, träumen, dass ein Spiel auch in Zukunft noch ein Spiel ist, dass wir uns verkleiden dürfen, dass ein Scheich oder ein Indianer noch als Kostüm zugelassen werden. Lasst uns träumen, dass noch irgendjemand - irgendjefraud - Parodie und Satire versteht und dass wir den Spass an der Freud behalten - unter Einbeziehung aller Frauen, die ein Verständnis von Sprache und Witz, Ironie und tiefere Bedeutung noch nicht ganz verloren haben.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Gartenschau...

ist auch nicht mehr unschuldig. Das Thema Kostüm ist ein schwieriges geworden, sagt eine Moderatorin im WDR. Der Inhaber eines Kostümverleihs in Köln erzählt von der besonderen Vorsicht vor allem der jungen Leute. Kein Scheich, kein Indianer… Vor zwei Jahren hat man sich zu Karneval noch ein Betttuch übergeworfen, heute haben die jungen Leute Angst damit einen Scheich zu beleidigen. Um die Ecke meines Theaters gab es „Altentheater“. Viele ältere Menschen hatten dort Spaß am Spiel. Auch eine Tanzgruppe von Seniorinnen der AWO hatte sich anlässlich der Bundesgartenschau 23 ein besonderes Programm einfallen lassen: „Weltreise“. Mit phantastischen, zum großen Teil selbstgenähten Kostümen sollte diese Reise um die Welt auf die Bühne kommen. Doch dann knallte es: „Wir sollen die spanischen Flamenco-Kostüme, den orientalischen Tanz, den mexikanischen Tanz mit Sombreros und Ponchos, den japanischen Tanz mit Kimonos, den indischen mit Saris und den ägyptischen Tanz, in dem wir als Pharaoninnen

Bang, Bang - Bang! Die ganze Menschheit hinterher

Schüsse in München. Acht Stunden Fernseh-Live-Show. Endlosschleifen von rennenden Polizisten, rennenden Menschen in kurzen Hosen (Kommentar: "Die Menschen haben Angst"). Umschalten zu Reportern, die in der Gegend stehen und nicht zu sagen wissen. "Wir wissen noch nichts. Da steht seit Stunden eine Frau, die wird nicht abgeholt." 'Tweets' sind die Informationsquelle. Und Postings und Handy-Videos. Und Spekulationen. Ein Reporter berichtet, dass die Polizei twittert, bitte keine Aufnahmen vom Polizeieinsatz zu twittern und lässt ein Foto vom Polizeieinsatz einblenden. Man solle auf die Angehörigen Rücksicht nehmen - im Netz sind die Handy-Videos zu sehen von Sterbenden, von sich windenden Körpern auf der Straße. Eine Frau raucht und erzählt: "Wir waren bei McDonalds essen - wollten was essen... Die ganzen Mitarbeiter sind erstmal rausgerannt. Und dann - die ganze Menschheit hinterher. Man hat drei Schüsse gehört. Bang, Bang (Pause) Bang." Au

Neusprech und Krieg

 Der gestrige Tag war ein in fürchterlicher Tag. Putins Überfall auf die Ukraine hat mich erschüttert. Dass es tatsächlich soweit kommen würde, habe ich noch zuletzt nicht für möglich gehalten. „Nie wieder Krieg“ - es war eine Illusion. Gestern morgen dachte ich noch, dass jeder, gerade in unserem Land, den Krieg ohne wenn und aber verurteilt. Aber dann: es gibt schon wieder zu viel „aber“. User:innen lamentieren auf den „sozialen Netzwerken“ über Putins „Befindlichkeit“. Nicht gesehen, nicht gehört, seit Jahren diskriminiert - also muss er sich wehren und die Ukraine „entnazifizieren“. Die Wahrheit wird einmal mehr auf den Kopf gestellt - Lüge wird zur Wahrheit umgeschrieben. Schon beschämende Auftritte von Frau Wagenknecht und Frau Krone-Schmalz in Talkshows führten zu Kopfschütteln. Sie gebärdeten sich, als wären sie Putins Pressesprecherinnen. Was ist los in diesem Land? Ein gemeinsamer Boden für Kommunikation, gemeinsame Begriffe, die sich auf Fakten stützen, sind auch der Boden f