eine Lesende. Schön. In Ruhe versunken. Ein Buch. Mitten im Lärm, dem beruhigenden, rhythmischen Lärm einer Bahn. Konzentriert. Maßlos. Erfreut. Sie studiert keinen Stadtplan, das ist zu sehen. Sie lernt nicht, sie schaut sich keine Bilder an. Sie liest. Ja, tatsächlich. Eine Liebesgeschichte? Die sieht dicker, zerlesener aus, und der Gesichtsausdruck wäre gespannter. Gespannt die Harmonie erlesen wollen, die es nicht geben wird, nach dem Aussteigen. Nein, sie blickt hinein. In die Sätze. Es ist das entspannte lesen eines Stoffes aus dem Gedanken sind. Ein Essay? Eine Erzählung, ein zart gewobenes Stück Sprache. Ja, mein Gott, liest die Dame etwa Gedichte? Vielleicht geht sie sogar noch ins Theater? Ja, wahrscheinlich. Ins Theater am Sachsenring. Ja. Würde sie ins Boulevard gehen, oder ins Musical, hätte sie den angestrengten Ausdruck der Vergnügungssucht. Nein, sie wird sich "Lieblingsmenschen" ansehen. Jaja. Doch. Das wird sie. Genau.
Joe Knipp - Essays - Glossen - Knipp und Klar