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Es werden Posts vom 2007 angezeigt.

Courage

Meldungen: "Zum besten  deutschen  Musiker  aller  Zeiten wurde Herbert Grönemeier gewählt. Er verwies Udo Jürgens und Tokyo Hotel auf die Plätze. Abgeschlagen: Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach. Moderation: J.B. Kerner." 30.11.2007 Bambi für  Courage  an Tom Cruise, den Sektenpropagandist und millionenschweren Produzenten. Bambi für  Kultur  an HaPe Kerkeling. Titel seines Buches: "Ich bin dann mal weg". "Noch ist nicht klar, ob die Frau an Schlägen mit der Bratpfanne auf den Hinterkopf starb oder erdrosselt wurde."

Denn wenn et Trömmelsche...

Die Musik, auch eine Musik, die Gott zu preisen versucht, eine gottesfürchtige Musik, bleibt einfach Musik. Und Musik ist komplexer, konkreter, einer realen Welt zugewandter, als eine Schrift, auch eine heilige, es je sein kann. Musik kommt aus der Welt, sie kommt von Menschen aus dieser Welt. Sie kommt aus ihrer Mitte, also hat sie eine Mitte. Sie ist greifbar und ergreift, sie kann mehr Ehrfurcht, Trauer, Liebe und Glaube wecken, als ein Gebot, ein Katechismus. Sie bringt Seelen zum schwingen. Sie bewegt Menschen und stimmt sie. Friedlich, melancholisch, froh. Natürlich, die Musik kann missbraucht werden, plattgemacht, vermatscht, verklatscht in Militärkapellen und Musikantenstadln. Das ist wahr. Seit Musik verkauft wird wie ein Stück Fleisch, werden wir gefüttert mit Samstagabend-Gammelfleisch-Shows und schon die Jüngsten überfressen sich an Gängsta-Burgern. Aber lieber ein kleiner Schlager, als einfältige Reden. Lieber ein Karnevalslied, als Wortkaskaden über den Zorn Gottes, übe

Radio Ro

Erst jetzt bin ich dazu gekommen das neue Gesicht des Kölner Schauspielhauses aus der Nähe zu sehen, nachdem viele Skeptiker und Kritiker schon erzählt hatten, etwas sei anders geworden, das Eröffnungsfest gelobt hatten, die Ausstrahlung, den Mut, die erste Premiere. Ein bisschen Wind wehte aus diesen Schilderungen. Interessant. Meine erste Begegnung war Radio Ro, Uraufführung, Musik in der Schlosserei. Skeptisch war ich. Ja. Manche Schlagerrevue hatte mich schon verärgert nach Hause geschickt. Und dann ein wunderbarer, fein gesponnener Abend. Erster Auftritt, Mann in Frauenkleidern. Geht in Köln immer schief. Aber diesmal nicht. Präsenz, Präzision. Maschinen werden eingeschaltet, Lämpchen leuchten, ein Studio mit Arbeitstischen. Geht in Köln immer schief, diesmal nicht. Eine Spielerin nach der anderen betritt den Schauplatz, die Platte hat einen Sprung, oder springt, lebt. Beschleunigungen, Störungen, Pausen. Radiomusik fließt in Komik, mehrstimmigen Gesang, ein Lied fließt zurück

Probe in Schwetzingen zum ersten

Liebe Sex und Therapie

Ja, wir sind entartet,

verehrter Kardinal Meisner. Ja, Theater hat Götter gepriesen - nicht nur einen, wie Sie wissen, aber es hatte nicht deshalb eine Mitte, sondern weil es überall zu finden war, vor Kirchen, bei Hofe, in Theaterhäusern, auf der Straße, auf den Brettern, vor denen sich das Volk versammelte um eben nicht fromm sein zu müssen. Es hat immer noch eine Mitte, weil es sich auch heute noch der Macht verweigert (na ja, nicht überall), die Macht verlacht, weil es auch und gerade heute weder Gottesverehrung noch prophetischen Gehorsam übte oder üben wird. Es geht im Theater auch und gerade um Menschen, die aus der Art schlagen und um ihre wundersamen Geschichten. Das Theater liebt Bewegung, Unruhe, es weckt Skepsis, Zweifel, es zeigt uns die schiefe Ebene, das Böse, den Tod, das Theater ist Farce, befreiendes Lachen, und das alles ist: unser Metier. Darum können wir nicht glauben, nicht an falsch oder richtig, an Heilige oder Huren, nicht an einfache Antworten, schwangere Jungfrauen, zornige Götte

Notiz

Habe nachmittags auf die Straße hinunter gesehen. Schon ist eine zuende gerauchte Zigarette auf die Fahrbahn geflogen, dann rollte ein Blatt vom Baum dazu, leicht angebräunt, dann segelte, immer wieder den Boden berührend, ein schwarzer Luftballon bis hinter die Baustelle. Meist Wolken, lauwarm. Wir spielen Theater. Zwei Männer mit zwei Texten von zwei Autoren. Einer alt, einer jünger. Publikum spart sich auf.

noch einmal beginnen

Nach  20 Jahren Theater am Sachsenring , nach den Erfolgen der letzten Jahre, nach dem Erschließen neuer Spielorte, nach den größeren Theaterproduktionen, nach den Mühlen der Bürokratie, nach Kämpfen gegen Unvernunft, nach dem Nachdenken, nach einer Pause, nach den ersten Schritten einer Umstrukturierung, nach den  Planungen  für die  einundzwanzigste Spielzeit , neuer Mut, neue Kräfte, neue Phase. Proben zu " Endlich Schluss ", Beginn der neuen Kurse für Kinder und Jugendliche, Vorbereitungen für eine Inszenierung in Schwetzingen und - wieder geöffnete Türen für das Publikum. Der gestrige, erste Abend zeigte FlowerMauerAdenauer . Ein voller Saal, Zuschauer, die begeistert waren, Bühnengäste, die sich freuten, wieder spielen zu dürfen, eine Theaterleitung, die abgekämpft aber glücklich einen runden Abend erlebte und auf die Eröffnung anstoßen konnte. Ein gutes Omen? Auf jeden Fall ein schöner Abend.

Die große Welt

Die kleine Welt schwimmt lustig auf der Oberfläche des einen seichten, trüben Tümpels weiter. Die große Welt geht unter: George Tabori, Ulrich Mühe, Ingmar Bergmann, Michelangelo Antonioni, Michel Serrault. Traurig.

Schau, Bayreuth

Ich hatte das Vergnügen Bayreuth von innen zu sehen. Ich war erstaunt über die engen Sitzreihen, das kleine Festspielhaus - der Ruhm macht die Dinge größer als in Wirklichkeit. Ich war erstaunt über die Treppen, den Saal, die Säulen, die Akustik, die Töne, die von irgendwo kommen, sich fügen und überwältigen. Ich hatte das Vergnügen, Boulez dirigieren zu sehen, zu hören. Ich musste die Augen schließen, denn der Parsifal wurde von Schlingensief inszeniert und der hatte Nah-Tod-Erlebnisse aufzuarbeiten, auf der Bühne. Es flimmerte, zuckte, drehte sich, Faktoten, Nackte, blutige Fingerspuren, na ja, Regietheater eben. Katharina Wagner, die Ur-Enkelin vom Richard, wollte 'entrümpeln', wollte die Festspiele mit Schlingensief aufpeppen. Nur mit geschlossenen Augen war der Zauber der Musik noch spürbar. Katharina soll den grünen Hügel erobern und ihr Meisterstück mit den 'Meistersingern' abliefern. Und was sehe ich im Fernsehen? Weiße Farbe spritzt über die Bühne, weiße Flüs

Domburg zum dritten

Und ich steh wie gebannt Auf der Treppe zum Strand. Von den Dünen nach unten. Da seh ich dann Bälle Und menschliche Wälle Vor der Sonne, der bunten. Und die Kinder, die schreien, Füttern Möwen, verleihen Ein Förmchen voll Sand, An der Treppe zum Strand Sonnenuntergang, diesmal nicht im Zusammenhang mit dem sagenhaften Köln, sondern im kleinen Domburg, nach Wein und Omlette und der Frankfurter und ein paar Gedanken, die nicht so finster sind. Jetzt sitz ich hier in Domburg und sehe im WDR, mit reichlich Schnee im Bild (wo gibt's das noch?), die Kölner Lichter. Das Feuerwerk mit Musik: "zo Foß noh Kölle jonn...". Es ist schon komisch. Hat die Stadt das verdient? Ja. Absolut. Wunderbar. Kölsch. Gerade noch ist der 'Major' mit dem Hut in der Ooststraat vorüber gegangen, wir haben uns als alte Südstädter gegrüßt, jetzt spielt das Orchester im Fernsehen, in Köln "verdammp lang her..". So ist das. Schön. Die Entfernung, der Seewind, machen milde und melanch

Domburg zum zweiten

Strichcode, Müde, Augen klein. Das Meer liegt groß und wartet. Es rauscht und rollt an die holländische Landesgrenze. In Domburg Ruhe finden unter all den Kölnern. In Domburg ist alles deutsch, außer den Holländern. Aber vielleicht lässt sich dort eine Zeitung einmal bis zur letzten Seite lesen, oder die Sonne scheint heller, oder der Sand läuft in die Schuhe, die lieber alleine wären und lächeln. Holzpflöcke verschwinden langsam im Wasser, noch am Strand werfen sie lange Schatten, die Möven verlachen den Strichcode. Weg mit den Anträgen, weg mit all dem Mist, der sich auf die Seele legt. Der Dom soll sich doch alleine amüsieren. Mir sin fott.

Lieber Spiegel,

Dir ist aber auch schon mehr eingefallen. Und Du hast Dich auch schon in sehr viel kürzeren Abständen geäußert. Was gibt's? Sauer übers 'Niemandsland', enttäuscht über die Kulturpolitik, entnervt über die Bürokratie, ärgerlich über den Fußball? Ja, was hast Du denn erwartet? Enttäuschung ist das Aufheben einer Täuschung. Gut so. Schon manche Leserin, mancher Leser haben gewarnt, nicht so oft so kritische Töne anzuschlagen. Das rächt sich. Da verfinstert sich die Laune. Außerdem bemüht sich Köln schon so lange, den freien Fall ins Niemandsland nicht aufhalten zu müssen. Overath präsidiert den FC, Konzepte und Pläne erklären uns die Kultur, während die Kultur, die es schon gibt, abgeschafft wird, sie passt nicht auf das viele Papier, das geschrieben wird, damit eine Leuchtturmkultur entsteht. Wenn Pläne geschrieben werden, diese Pläne werden schnell zu Stein. Der Stadtanzeiger - nein nicht nochmal. Immerhin wird in Spalten notiert, was die Anzeigenkunden übriglassen. Immer

Niemandsland

Es regnet. Es ist fünf vor zwölf. Manchester United ist englischer Fußballmeister. Der 1.FC Köln ist im Niemandsland der Zweitklassigkeit verschwunden. Das Theater liegt im Trüben. Auf der Bühne ist nicht mehr zu sehen, was einmal scharf war und es liegt noch im Nebel, was einmal entstehen wird.

Domburg zum ersten

Ostern. Urlaub?  Für einen Theatermacher hieße das: Licht aus, Vorhang zu, Tür zu. Die Alternative wäre frische Luft. Also mutig auf nach Domburg. Domburg, da steckt der Dom gleich mit drin. Denn der muss immer mit. Sich ein bisschen um Antwerpen herum verfahren, dann nach Zeeland an die Küste. So schnell, so weit. Möwen schreien und ruhig rauscht das Meer. Alles fließt langsamer, was sonst unter Scheinwerfern zappelt, nur der Wind reißt an den Dünengräsern, der Blick sehnt sich ins Unendliche und käme auch dort an, wenn nicht eine Stimme sagen würde: "Hallo Joe!" Man trifft sich. Costa vom Filos, den Rogler sah ich letztes Jahr. In den Gassen von Domburg wird Kölsch gesprochen - bei uns im Veedel. Wir wollen Ruhe finden und fahren nach Domburg. Paradox. In der Ooststraat von der Pizza-Terrasse ins Eiscafé, danach ins Strandcafé. Kinder schaukeln im Sand, ein dicker Turm aus einem Traum steht in den Dünen, am Horizont ein schwach leuchtendes Segelboot, meine Liebste lächelt

Dachgedanken

Ein Blick über die Dächer. Dahinten steht der Dom. Davor steht die Severinskirche. Rechts einer von tausend Kränen. Davor sind Dächer. Darunter leben die vielfältigsten Menschen, essen schlechtes Essen, lesen dumme Zeitungen, hören süße Musik, laufen blind vom Sofa zur Küche und verfetten. Oder sie sind mager, saufen Bier aus Flaschen, starren in die Röhre und gehen uns allen auf die Nerven. In den Abstellkammern schreien sich kleine Kinder die Köpfe rot. Die Küchen werden ausgefegt werden, die Häuser stehen zum Abriss, die Zukunft ist verkauft, die Zeit verdünnt sich. Die Verwahrlosten werden umgesiedelt. Wir stehen im Weg. Zuviele schon. Uns bleibt der Dom, das muss reichen. Kulturhauptstadt. Wie immer. Schön.

Doku Soap

Noch eine neue Doku-Soap im Fernsehen. "Die Gesundheitspolizei" kontrolliert, ob Fettsäcke, Raucher und dünnen Heringe auch frisches Obst im Haus haben, ob sie einen Imbiss einnehmen können ohne direkt an Doppel-Moppel, King-Size-Dick, Los Wochos oder Kentucky schreit denken zu müssen und - ob sie ihre notorisch schlechte Laune loswerden. Ohne Fritten. Vorschlag der Gesundheitspolizei: einmal ein Wohlfühl-Wochenende mit der Frau, ein romantisches Essen mit Kerzen und Liebesbriefchen. Ein bisschen Frieden, ein bisschen Aufmerksamkeit. So die Botschaft an den Mann. Der Mann lernt. Man beobachtet ihn mit der Kamera, wie er ein süßes Briefchen schreibt, in einer kritzelnden Kinderschrift, wie er Herzchen malt mit Filzstift, ganz langsam, die Zunge fest zwischen die Lippen gepresst. Erste Worte: "Hi, Schatzi, ...". Hier bleibt ein kurzer Aufschrei und die Erkenntnis: solche Sendungen machen mich krank.

Hart

Wir haben hart am Wind und am Spaß gearbeitet. Der Text "Machen Frauen wirklich glücklich?" ist in zweiter Lesung siebzig Seiten leichter, angereichert mit vielen Frauen, mehreren Hochzeiten und manchem ratlosen Mann. Verstehen Sie nicht? Männer kriegen den Blues, Frauen kriegen eine Bluse. Verstehen Sie immer noch nicht? Dann müssen Sie noch etwas warten. Thomas Reis eröffnet das Comedy-Festival im Oktober und ist dann im November in seinem Stammhaus, dem TAS, zu sehen.

schwarzer Rauch

Schule und Theater . Es war eine gute Premiere von "Rhinocéros" in französischer Sprache. Die Arbeit im Thusnelda-Gymnasium Deutz hat Früchte getragen und großen Spaß gemacht. Am Ende der Premierenfeier standen die Schülerinnen und Schüler um einen Flügel herum und sangen Beatles-Songs. Sie waren zufrieden, vielleicht etwas stärker, etwas größer? Für mich gab es an diesem Abend noch etwas Wein und eine Zigarette, das ging in der Schule nicht so gut. Selbst in meinem Stammlokal wird der Raum für guten, schwarzen Tabak immer enger. Sich selbst gewogen okkupieren die wenigen Nichtraucher die besten Tische. An der Theke drängen sich die Paffer mit den Tabakliebhabern Schulter an Schulter vor den Zapfhähnen. Bevor ich die die Stadt verlasse, um die Textfassung für ein neues Kabarett zu erstellen, wollte ich noch etwas Lustiges schreiben. Meine Liebste ist zu hause, ich vermisse sie, das ZDF sendet wieder einen übergroßen Fernsehfilm, diesmal über Flucht: pittoreskes Flüchtli

Karneval

Idee: Kulturliste

Hoppla: Der Stadtanzeiger wird immer schneller. Nicht immer, aber immer öfter. Die Großveranstaltung vom letzten Montag von und mit Kulturschaffenden und Künstlern (siehe: "Was können die Künste") bleibt bis heute unerwähnt, trotz Beiträgen von Karin Beier, Gunther Demnig oder Maldoom, aber über ein SPD-Hearing am Freitag ist schon am nächsten Tag groß zu lesen. Warum? Bögner erfindet neue Sprüche, Dr. Bach ist sauer, der Dezernent ist verwundert, Schramma steht im Weg, die Grünen sind gegen alles in allem, und die Verwaltung gibt uns den Rest. Aber wer gibt wem das Geld? Und überhaupt: Kommt es, kommt es nicht? Darüber muss geschrieben werden. Dagegen die Künstler, die sich einmal mehr beklagen nicht nur in Plänen und Konzepten vorkommen zu wollen. Schade. Das hatten wir doch schon. Wie schön wäre ein Kulturpolitik ohne Künstler. Ohne Störfaktoren könnten so schöne Kulturentwicklungspläne geschrieben werden. Stattdessen muss man sich immer wieder anhören, die freie Kultur

Was können die Künste?

Die Veranstaltung mit diesem sperrigen Titel wurde zum Glücksfall. Am Montagabend, den 22. Januar war das Alte Pfandhaus in der Kölner Südstadt voll besetzt. Viele wollten alleine schon die designierte Intendantin des Kölner Schauspiels, Karin Beier, sehen und hören. Diese erzählte von der Kraft des Theaters, ihrer ersten Erfahrung mit Theater als Fünfzehnjährige im Schauspielhaus, über einen Konflikt zwischen Vater und Sohn auf der Bühne, der sie so in Aufruhr versetzte, dass sie beinahe eingreifen wollte, das Gesehene blieb noch lange Gesprächsstoff. Aufgewühlt vom Spiel auf der Bühne. Das kann Theater. Albrecht Zummach von der Kölner Gesellschaft für Neue Musik, sprach von 'Neuer Musik', die für viele Zuhörer neu sei, weil sie kaum zu hören ist und kaum gekannt wird und stellte den Lautenisten Konrad Junghänel vor, Vertreter der 'Alten Musik', die für viele Zuhörer neu sei, weil sie... Junghänel sprach auch von einem Trend, der in Amerika nur noch unter Druck der

Köpfe verkopfen

Auch wenn sich nichts ändert, da gibt es ja noch das Wort zum neuen Jahr. Kulturpolitiker antworten im Stadtanzeiger. Die meisten ganz vernünftig. Sie meinen: So geht es nicht weiter. Es braucht mehr Förderung. Ja, so was! Das hätte auch früher einmal jemand sagen sollen. Mit einer Geldspritze soll jetzt eine erste Belebung versucht werden. Oder doch nicht? Da ist doch noch der kulturpolitische Sprecher der SPD. H.-G. Bögner. Der antwortet auch. Der wählt immer so schöne Worte: Spitzenförderung, Kulturentwicklungsplan, Leuchtturmpolitik, Clusterbildung und natürlich 'Stärken stärken'. Toll. Das hat zwar mit der Wirklichkeit nichts zu tun, aber sei's drum. Mehr Geld für Struktur, für Qualität und Vielfalt in Köln? Nein. Da muss Bögner sich schütteln. Das ist nicht der Plan. Es ist ja nicht so, dass er schon seit Jahren dafür wäre, nur noch drei Theater fördern zu lassen, weil die Mittel nicht reichen. Wenn jetzt mehr Mittel fließen, kann das nicht heißen, dass Andere auch

Afrika mon amour

Der Weihnachtsfilme sind gerade geschafft, da drängt sich schon die nächste Film-Blase in Zeitlupe in unser Gemüt. Viereinhalb Stunden ZDF-Afrika. Riesenhimmel und Riesen-Synthi-Musik, die bombastisch über das Land ausgegossen wird, um Erhabenheit zu suggerieren. Das ist kein Kitsch, denn Iris Berben spielt! Die Kritische, die Couragierte! Von der Riefenstahl über die weiße Massai bis zur Berben sind es drei große Schritte. Wer ist der ihr Regisseur? Ihr Sohn. Und der lässt die Mutter laufen und laufen. Sie haucht und flüstert, keucht und weint sich durch den ganzen Film, durch den ganzen ersten Weltkrieg. Sie schreit kurz, wenn ihr Mann - Atzorn wieder einmal als der harte Lehrer Specht - wenn dieser Mann sie schlagen will, sie schaut bitter, weil Frauen rechtlos sind, sie schreit in Zeitlupe, wenn Soldaten durch die Luft fliegen, Blut spritzt, Feuerbälle aufgehen (Dank an eine Stunde Effekte, Pyrotechnik, Animation und Stunts), sie tränt, wenn sie Abschied nehmen muss vom Sohn, von

Hängt ihn höher

Jetzt sind sie also vorbei, die Feiertage. Die Sonne ist müde, der Winter schläft immer noch seinen Winterschlaf. Die Gesellschaft rasiert sich und schneidet sich die Haare, aber es bleiben Apathie und Furcht (vor einem Satz warmer Ohren, Arbeit, der Mehrwertssteuer, Klimaerwärmung, einem Satz neuer Reifen). Weit weit weg im nahen Osten ist ein Massenmörder gehenkt worden. Wir sind zwar gegen die Todesstrafe, aber in diesem Fall... nur etwas stört: Da bricht bei den Henkern im Irak offen aus, was bei Amerikanern oder Chinesen sonst unter einem Schwall von Worten über Gerechtigkeit oder Zivilisation begraben wird: Hinrichtung ist Rache, nicht mehr und nicht weniger. Hängt ihn höher! Ob Giftspritze oder Steinigung: Auf ins Mittelalter! Und das Foto-Handy nicht vergessen. Ein Opferfest jagt das nächste. Huhn oder Ei? Zugegeben, an Weihnachten ist Fernsehen am schwersten zu ertragen, da trübt sich der Blick bei so vielen verschwitzten Kitschfilmen. Die Hinrichtung des letzten Restes uns