Ostern. Urlaub? Für einen Theatermacher hieße das: Licht aus, Vorhang zu, Tür zu. Die Alternative wäre frische Luft. Also mutig auf nach Domburg. Domburg, da steckt der Dom gleich mit drin. Denn der muss immer mit. Sich ein bisschen um Antwerpen herum verfahren, dann nach Zeeland an die Küste. So schnell, so weit. Möwen schreien und ruhig rauscht das Meer. Alles fließt langsamer, was sonst unter Scheinwerfern zappelt, nur der Wind reißt an den Dünengräsern, der Blick sehnt sich ins Unendliche und käme auch dort an, wenn nicht eine Stimme sagen würde: "Hallo Joe!" Man trifft sich. Costa vom Filos, den Rogler sah ich letztes Jahr. In den Gassen von Domburg wird Kölsch gesprochen - bei uns im Veedel. Wir wollen Ruhe finden und fahren nach Domburg. Paradox. In der Ooststraat von der Pizza-Terrasse ins Eiscafé, danach ins Strandcafé. Kinder schaukeln im Sand, ein dicker Turm aus einem Traum steht in den Dünen, am Horizont ein schwach leuchtendes Segelboot, meine Liebste lächelt und freut sich da zu sein. Die Sonne steht so tief, dass selbst der Sand lange Schatten wirft. Das erinnert mich wieder an Köln – warum nur? Gold und blau die Gischt. Rot und weiß die Gedanken. Später wird das Meer grün, noch später wird der Sand schwarz. Der Sand, in den Ritzen der Holzböden, auf denen Tische stehen, an denen Fritten gegessen werden, liegt wie fein zerstäubter Sommer. Langsam verblasst das große Köln im Kopf. Hier bleibt alles klar und einfach. Weiße Sonne, eine Straße von Ost nach West, kleine Häuser, große Fenster, der Puls des Meeres, das Paradies. Meine Liebste schickt eine sms und lächelt.
(veröffentlicht im Kölner Stadtanzeiger am 25.04.2007)