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Es werden Posts vom März, 2011 angezeigt.

Karin Beier bringt die Jelinek im Schauspielhaus zum Tanzen

Auch diesmal (wie schon bei den ‘Nibelungen’) habe ich eine der umjubelten Inszenierungen von Karin Beier erst mit zeitlichem Abstand sehen können. Fern vom Jubel oder der Theater-des-Jahres-Hysterie sehe ich neue und alte Textflächen der Jelinek - und - dieser Abend reißt mich wirklich hin. Fasziniert, in Bann gezogen bin ich. Dieser Abend bestätigt im besten Sinne den Satz: Theater ist Kontext. Vermutlich hat der Abstand den Abend noch schärfer gemacht. Noch deutlicher werden uns Zusammenhänge zwischen Staudamm-Bau, U-Bahn-Bau, Wasser, Beton, Atomkraftwerk, Tsunami, Tod und Schuld. Das Wasser. Es soll bleiben wo es ist. Das Wasser kommt. Ein Thema in Variationen. Die Assoziationsketten zwischen den Satzketten der Jelinek lösen durch das Spiel Worte, Bilder, Emotionen aus, Überlegungen, Verstrebungen, die immer wieder mit Wasser, mit Gewalt, Natur, Mensch, Beherrschbarkeit, Überwältigung oder Tod zu tun haben. Dieser Abend reizt die Sinne und das Hirn. Er bietet das, was Theater aus

Grün, grün, grün

Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Zeitenwende, historischer Tag, Sensation! Leute! Habt ihr die letzten Jahre verschlafen? Es kam wie es kommen musste. Schon lange zeichnete sich ab, dass die neue bürgerliche Mitte – sauber, nachhaltig und gesund, gut situiert und ausgebildet – eine Partei braucht. In Baden-Württemberg hat der Lehrer Kretschmann – nett, seriös, väterlich – das schwäbische Herz mit schwäbischen Sprüchen erobert. Was ist daran besonders, oder gar revolutionär? Jetzt wird er Landesvater. Auf der grünen Wahlparty: Mädchen mit grünen Perücken, kreischende, hüpfende Frauen, die begeistert in die Hände klatschen, grüne Männer, die heulen, junge Grüne die trommeln (Samba) und die grünen Mädchen zum wippen bringen. Revolutionär? Die neue Kultur. Lange her: Die rauchenden, alten Männer mit Bier und Stiernacken. Der Mittelstand in Deutschland hat nichts mehr übrig für verkniffene Säcke, die Bahnhöfe, Atom und Demokratie mit Schlagstock und Wasserwerfer durch

Mahagonny in der Kölner Oper

Es begann vielversprechend. Ein kleiner weißer Vorhang öffnet sich (die Brecht-Gardine), eine karge, tiefe, öde Landschaft mit einem halb aufragenden Schiffswrack wird sichtbar. Ein altes Auto mit Anhang rattert auf die Bühne und bleibt mit einem Knall in der Mitte liegen. Zwei Schreckgespenster, Fatty und der Dreieinigkeitsmoses (Martin Koch, Dennis Wilgenhof), absurde Figuren, wie dem Kabinett des surrealen Expressionismus entsprungen, finden, bis zur Küste ist es zu weit, zurück ist es zu weit, die Witwe Begbick (Dalia Schaechter: düster, schön, mit Kraft), steigt in den grauen Himmel, auf der angehängten Maschine tritt Technik in Form einer Hebebühne in Aktion, sie findet, man werde also bleiben und die 'Netzestadt' gründen: Mahagonny. Und dann? Dann kommen die Frauen, die Haifische, die Jungens. Wenn Jim Mahony (Matthias Klink) sich langweilt, ist das sehr komisch, wenn Jenny (Regina Richter) singt "Denn wie man sich bettet so liegt man" dann ziehen mich Stimme