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Neusprech und Krieg

 Der gestrige Tag war ein in fürchterlicher Tag. Putins Überfall auf die Ukraine hat mich erschüttert. Dass es tatsächlich soweit kommen würde, habe ich noch zuletzt nicht für möglich gehalten. „Nie wieder Krieg“ - es war eine Illusion. Gestern morgen dachte ich noch, dass jeder, gerade in unserem Land, den Krieg ohne wenn und aber verurteilt. Aber dann: es gibt schon wieder zu viel „aber“. User:innen lamentieren auf den „sozialen Netzwerken“ über Putins „Befindlichkeit“. Nicht gesehen, nicht gehört, seit Jahren diskriminiert - also muss er sich wehren und die Ukraine „entnazifizieren“. Die Wahrheit wird einmal mehr auf den Kopf gestellt - Lüge wird zur Wahrheit umgeschrieben. Schon beschämende Auftritte von Frau Wagenknecht und Frau Krone-Schmalz in Talkshows führten zu Kopfschütteln. Sie gebärdeten sich, als wären sie Putins Pressesprecherinnen. Was ist los in diesem Land? Ein gemeinsamer Boden für Kommunikation, gemeinsame Begriffe, die sich auf Fakten stützen, sind auch der Boden f
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Theater in Köln - wohin?

Die „Theaterkonferenz“ hat sich aufgelöst. Eine gute Idee? 1979 wurde auf Anregung von Jürgen Flimm ein Bündnis für alle Theater gegründet, die Kölner Theaterkonferenz. Ob städtisch oder frei, englisch, griechisch, türkisch oder kölsch, Vielfalt war Programm. Nach 40 Jahren hat sich diese „Theaterkonferenz“ nun in einen „Verein für darstellende Künste“ aufgelöst, der sich, neben den Aufgaben einer Künstlervertretung, besonders einer neuen Aufgabe widmet, nämlich ideologische Speerspitze der Identitätspolitik zu werden. So verwenden die Protagonisten auch schon die berüchtigte Alternativ-Sprache, die zur Zeit in bestimmten Medien durchgesetzt wird, eine künstliche Sprache, in der es von :innen nur so wimmelt. Signal: Wir sind die Guten. Mit diesen neuen Sprachschablonen, die sich nur noch um Geschlecht und Hautfarbe drehen, soll ein neues Denken eingeführt werden. Früher ging es um Menschen, die Theater machen, sogar um Kunst, heute haben wir es mit User*innen, mit POCs und LGBTQA+* zu

Zur Diskussion über den Auftrag von ARD, ZDF und Deutschlandradio

Anmerkungen zu Aspekten medialer Berichterstattung Ausgewogenheit Es ist kein Zeichen ausgewogener Berichterstattung, jedem Verschwörungstheoretiker, Rechtsextremisten und jedem, der auf der Straße ein paar Satzstümpfe in die Kamera spuckt, auch noch ein Mikrofon unter die Nase zu halten. Wenn wir Zuschauer dann, nachdem wir zum fünften Mal dem dümmsten Verschwörungs-Unsinn lauschen durften, vielleicht auch noch einen einsamen, mit Kerze bewaffneten Kritiker der Nicht-Denker zu sehen bekommen, ist das die Art von Ausgewogenheit, die lediglich genau die Algorithmen kopiert, die auch das Netz zu einem unwirtlichen Ort machen. Skandal, Erregung, Hass, sie werden nach oben gespült. Vernunft und leise Töne bleiben auf der Strecke. „Hier ist keine Geisteshaltung zu erkennen“, erklärte eine WDR-Reporterin vor Ort in Gummersbach, während höhnisch grinsende Menschen, dicht an dicht und natürlich ohne Maske an ihr vorbeiliefen. Meine Kritik daran wurde schnell von der WDR-Seite gelöscht. Kein Ko

#AllesDichtMachen - nicht alle Schauspieler können denken.

Pandemie ist schwierig. Ein Virus, das nicht verschwinden will, Maßnahmen, die uns davor schützen sollen, Mediziner, die Leben retten wollen, psychische Belastung, Gewalt, Untergangs-Ängste in der Gastronomie und bei den Künstlern. Alles das verlangt uns einiges ab. Was tun? Die Theater betreiben Beschäftigungstherapie. Zum Beispiel alle Wörter auf allen Internetseiten mit Sternchen zu schmücken. Toll. Und was machen unsere Lieblinge, die richtigen Schauspieler, die, die wir vom Bildschirm kennen?  Dreiundfünfzig prominente Fernseh- und Theater-Schauspieler meinten sich am 22. April 2021 lustig machen zu müssen über jegliche Maßnahme, die eine Pandemie eindämmen könnte. In pseudo-ironischen Videos, die inhaltlich in jedes Redemanuskript eines AfD-Politikers oder Corona-Leugners gepasst hätten, machten sich die Kollegen gemein mit den Irren, die sonst herumtanzen und „Corona-Diktatur“ schreien. Kein Wunder also, dass Alice Weidel und die so genannten ‚Querdenker‘ in Jubel ausbrachen. Ke

Falsche Sprache wird nicht richtiger, wenn sie verordnet wird.

Köln verordnet Gendersprache. Verwundert reibt sich der Leser die Augen. Ja, der Leser. Der Mensch der liest, egal welchen Geschlechts. Aber warum einfach, wenn's auch kompliziert geht. Warum es einfach richtig machen, wenn es auch falsch verordnet werden kann. Dafür gibt es Bürokratie. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Bekanntmachungen der Kölner Stadtverwaltung meist das Gegenteil von dem bedeuten, was sie vorgeben: „Fahrradfreundlich“, „Kulturförderung“ - nun sehen wir: es geht noch schlimmer: „Geschlechtergerechte Sprache“. Ein entsprechender ‚Leitfaden’ verdient nicht einmal das Prädikat ‚Gut gemeint und schlecht gemacht‘. Gut gemeint ist nichts, diesmal geht es schlicht um den Kniefall der Stadtverwaltung vor einer Ideologie. Nicht nur, dass hier jede Regel der deutschen Sprache in den Wind geschlagen wird oder die Ablehnung der Gender-Sprache durch den zuständigen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ keine Rolle spielen darf, d urch die Verordnung einer ‚falschen‘ Sprache wil

Theater.Macher.Innen

3sat kann nicht mehr anders. Diesmal heißt die Sendung: Theater.Macher.Innen. Außer falscher Sprache bleibt die typische, eindimensionale „Verhandlung“ eines Themas, Verhandlung sagt die puritanistische Community, als stünden wir vor Gericht. Tun wir.  In diesen, neuerdings ideologisch orientierten Sendungen muss es natürlich auch ein paar Alibi-Minuten geben. Diesmal dürfen wir einer Frau zuhören, die sagt - Achtung! Regie sei geschlechtslos, sie wolle Regie führen als Mensch, nicht weil sie eine Frau ist. Und ein alter, weißer Mann sagt: Kehrt zurück zur Vernunft. Dessen Aussage hat aber ohnehin keine Bedeutung, denn er ist weiß und alt. Fall erledigt. Zeit um. Jetzt geht’s richtig los.  Schauen wir gleich auf den Höhepunkt. Eine gewisse Pinar Karabulut zeigt sich wild gestikulierend. Sie lässt ständig ihre Hände kreisen, reißt die Augen auf und sagt erschrocken in die Kamera, sie hätte auf der Bühne eine Frau spielen sollen, die geschlagen wird und - habe das natürlich abgelehnt. Si

Hanswurst

Im 17. Jahrhundert wurde schon einmal gestreamt und performed - allerdings noch analog. Wanderbühne hieß das damals. Das Spektakel auf den Marktplätzen, die Performance von damals - so Cross-Over und beliebig wie heute.  Ein bisschen Narretei, Tanz, Witz, Lärm und natürlich Gender - Männer als Frauen. Das Event bestand aus Stehgreifstücken, ein Nummern-Zirkus für unterhaltungssüchtiges Publikum.  Die Bühnen wurden beherrscht von diversen Exemplaren einer Figur, die man „Hanswurst“ nannte. Dessen Darbietungen erschöpften sich in entgrenztem Toben auf glitschigen Brettern und derben, experimentellen Provokationen. Hanswurst schrie, prügelte und zog sich aus. Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei - oder? Damals, Ende des 17. Jahrhunderts, erschien mit Friederike Caroline Neuber - Neuberin genannt - eine Theatermacherin, die ein anderes Theater wollte. Sie stellte sich, heute würde man sagen, dem ‚Performativen‘ entgegen. Die Prinzipalin schlug vor, klassische französische Dramen aufzuführe