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Es werden Posts vom Januar, 2011 angezeigt.

"Kirschgarten" im 'Theater des Jahres'

Nach der Premiere im Kölner Schauspielhaus konnte ich mich noch nicht sofort entscheiden, was ich schrecklicher fand: wieder einmal ansehen zu müssen, wie ein gutes Stück zugrunde gerichtet werden muss, diesmal von der Regisseurin Karin Henkel, oder das jubelnde, johlende Publikum, das sich als Publikum des Theaters des Jahres offenbar selbst zu feiern scheint und das auch zwischendurch meinte etwas zu lachen zu haben. Die Inszenierung ist albern, langweilig, langatmig, ohne Pause. Meist wird gehüpft, getanzt, es reiht sich eine Clownsnummer an die andere, manche für sich genommen, durchaus komisch, es werden lebendige Puppen durch die Gegend getragen, Diener umgeworfen, Frauen geschubst, man läuft ununterbrochen um eine kleine Drehbühne, auf der Musiker Posaune und Schlagzeug bearbeiten. Dazwischen wird Tschechowscher Text abgesondert, weggeschleudert, in den Alltag gezerrt, geschrieen oder in Endlosschleifen wiederholt (irgendwann einmal muss mir jemand erklären, wieso im zeitg

"Wutbürger" - Die Kultur des Reflexes

Der Wutbürger ist wütend wenn er nicht wütend sein darf. Der Wutbürger ist wütend, wenn er so genannt wird oder wenn er nicht verstanden wird, oder seine allzu berechtigte Wut Kritik erfährt. Ich bin auch schon wütend. Der Begriff 'Wutbürger' ist nun auch noch Wort des Jahres 2010 geworden ist. Das verleidet mir fast, dieses Wort überhaupt noch zu verwenden, denn es kennzeichnet einen allgemeinen Trend, die Welt besteht nur noch aus Trends, Äußerungen einer aktiven Minderheit aus der Mitte der schweigenden Mehrheit, die sich so direkt einbringen kann. Durch Entsetzen, Betroffenheit, Tränen, Wut. Wut ist zum Ersatz geworden. Zum Ersatz für eine geordnete Spielart der Demokratie. Die repräsentative Demokratie scheint nicht mehr zu funktionieren. Der Wutbürger sieht sie nur noch als korruptes Anhängsel der Finanz- und Großprojekte-Industrie, einer Politik, die Menschlichkeit und 'Nachhaltigkeit' (Wort des Jahres für grüne Wutbürger) mit Füßen treten. Eine neue Erkenntnis?

Rose Theegarten spielt Andy Warhol

Wer ist Andy Warhol? Ein Künstler. Einige wissen das. Noch. Auch das Ensemble “Rose Theegarten”, einer freien Theatergruppe von sehr verschiedenen, guten, witzigen und netten Schauspielerinnen und Schauspielern. (Claudia Holzapfel, Bettina Muckenhaupt, Charles Ripley, Thomas Wenzel, Andreas Debatin an der E-Gitarre). Das soll Kunst sein? Das soll Theater sein? Das wird Theater. Die Gruppe, jeder Einzelne, nähern sich der Figur Warhol - und sich selbst. Es wird gespielt. Miteinander, Warhol wird kopiert, geht in Serie, verwandelt sich. Von seinem Charakter, seinen Schritten, seinen Schablonen wird abgeschaut aus Filmen, angeeignet, abgestoßen, probiert. Dabei werden Warhol und seine Kunst auf der Bühne nicht denunziert, obwohl manch einer im Publikum das sicher gerne hätte, lieber seine Vorurteile bestätigt wissen will. So ist es eben, das Publikum. Die Schauspieler lassen sich nicht beirren, nicht von den Zuschauern, oder von Andy oder von sich selbst. Sie gehen auf die Suche. Ein