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Es werden Posts vom August, 2008 angezeigt.

Ich werde es vergessen

Scholl-Latour nuschelt sich durch die Talk-Shows. Das heißt: In der Welt ist nicht alles zum Besten bestellt. Obama spricht im Stadion. Der FC spielt im Stadion. Alles 1:1. Russische Panzer rollen in fremden Ländern, Hilferufe kommen auf Befehl, die Armee zieht ab, verschwindet aber nicht, die Banken ziehen ab, das Geld aber versickert in schwarzen Kanälen, Protestanten werden ausgewiesen, Aktienpakete gehen auf Reisen, Daten kursieren. Bei uns im Theater hat es angefangen. Zum zweiundzwanzigsten Mal. Zu Beginn keine gedopte Premiere, sondern eine gute, alte Komödie mit echten Schauspielern und echtem Spaß und einem beglückten Publikum. Ohne falsche Bescheidenheit: Es war eine glänzende Spielzeiteröfnung. Gong!

Lifestyle

In Köln gibt es ein Hochglanzmagazin namens 'City-Magazin'. Der Chefredakteur, Herr Gross, schreibt ein Editorial. Die Zwischenüberschriften:  Latin Lover mit Knack-Po. Ausschnitt: "Wichtig ist für Agrippinas Töchter, dass ihr Lover einen knackigen Po hat, auf die Größe seines 'besten Stücks' schielen sie zunächst mal weniger..." Das hat eine Untersuchung ergeben. Die Frage ist, braucht es eine Untersuchung, um zu wissen, ob der 'Chefredakteur' Tatoos, oder Sonnenbrille und Goldkettchen trägt, oder ist es einfach eins der Computerprogramme für das kleinste gemeinsame Dummschwätzen mit permanentem Augenzwinkern und Po-Zwicken? Weiter gehts:  Ist Claudia der Anti-Typ?  Keine Frage: Boutique, blond, Oberweite, Sonnenbrille, City-Lage. Also: "Bei allen In-Treffs ist Claudia wie 4711 - immer dabei." Gemeint ist die Ex-Nervensäge von Howie Carpendale. Und hier die letzte Zwischenüberschrift:  Shop till you drop.  Es folgen Begriffe wie 'Fashi

Casting

Als das kleine, süße, chinesische Mädchen bei der Eröffnungsfeier der Olympiade in Beijing vor einem Milliardenpublikum das süße Mäulchen so besonders weit aufriss, während dieses Lied über das Vaterland aus ihr hervorquoll, so hell und honigfarben, als sie sang, mit den fest an den Leib gepressten Ärmchen, mit dem herzförmigen Gesicht, mit dem schwingenden, schwarzen Zopf, da dachte ich für einen Moment, da stimmt doch etwas nicht. Und dann dachte ich: jetzt siehst du schon Gespenster. Es ist nur ein Kind, das schön singt. Anders als in den deutschen Fernsehshows mit Michael Schanze - wir erinnern uns - die Vorführung der von ihren Spießereltern geschickten kleinen Wesen, der ungeschickt quäkenden, stammelnden, gequälten Kinder, das ist lange her, auch die Mini-Playback-Show bei RTL, die Animationsshow für den nächsten Thailand-Besuch, die Show mit den geschminkten Kindern im Minirock, auch sie ist lange abgesetzt. Saubere Spiele und ein sauberes, kleines, süßes, singendes Kind in Chi

Telenovelas

Ich kann mich noch an Berichte erinnern, vor vielen Jahren, die amüsiert und entsetzt über ein Phänomen aus Brasilien berichteten. Dort, weit weit weg, saßen Hausfrauen auf Sofas und schauten Tag für Tag abgefilmte Fotoromane, die gute Blonde, der schnöselige Schönling aus gutem Hause, die böse Schwiegermutter und so weiter. Die Berichte rechneten dieses Billigfernsehen zu den Kuriositäten der dritten Welt (die Armen brauchen Trost in der Armut), oder zum fortschreitenden Verfall der Mediengesellschaft. Hier jedenfalls, in der zivilisierten Welt, undenkbar. Gut, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Geiste von Qualitätsfernsehen in unseren Breiten standhaft geblieben ist. Hier. In Deutschland. In ARD und ZDF.

Profil? Nie wieder

Früher hieß die 12-Uhr-Sendung im Fernsehen noch Internationaler Frühschoppen mit sechs Journalisten aus fünf Ländern, man trank Wein, rauchte und debattierte über Gott und die Welt. Heutzutage heißt das Ganze 'Presseclub', alles ist kühl und sauber und es diskutieren fünf Journalisten aus einem Land über die SPD (siehe unten). Aber es geht nicht nur um die eine Partei. Einer sagt: es gibt keine Inhalte, eine andere: es wird gelogen, wieder eine andere: es gibt zu wenig Politiker mit Profil. - Zu wenige? Wie soll denn ein Mensch mit Profil, mit Haltung, mit einer lebendigen Sprache oder beweglichen Gesichtszügen jemals sauber und unverletzt durch die schlammigen Kanäle einer Partei schlüpfen, an den Spießen der Intriganten, an den Heckenschützen von Unfähigkeit und Dummheit vorbei? Niemals. Deshalb sieht die politische Klasse so aus wie sie aussieht, deshalb glaubt die Mehrheit der Deutschen nicht mehr an Demokratie, deshalb sind Menschen, die noch denken wollen, traurig und

Wie seht ihr aus?

Gestern und heute Ach du lieber Gott, heute ist ja dieses Glücksdatum. Also gut, es regnet. Georgien und Russland fangen Krieg an. Und, ach ja, die Olympiade ist eröffnet worden, als Massenspektakel, wie die neue Kulturrevolution, in Peking, bloß ohne Mao. Massen und Computersimulation. Wäre doch schön gewesen, wenn Mao als Fackelträger in wehendem Mantel durch die Lüfte geschwebt wäre, mit weitausladenden Zeitlupenschritten, und über dem Stadion die große Flamme entzündet hätte. Aber die Weicheier von der Kommunistischen Partei lassen lieber Kinder und weiß gewandete Mädchen singen. Brücken bauen Kein Weichei ist Clement (immer noch SPD), der sich für eine Pressekonferenz braun gebrannt im offenen Hemd vom Rad schwingt und sich kurz entschuldigt. Um dann, peng-klatsch, Ohrfeigen zu verteilen an die blöden SPD-Weiber in Hessen und NRW. Und in die Mikrophone bellt, keine Energiepolitik ohne Atom und ohne Kohle, sonst tausende von Arbeitsplätzen weg... na ja, die ganzen Phrasen aus d

Wochenrückblick

Hau ab! brüllt ein Fluggast am Schalter, mittlerweile wurde die Szene dreiundsechzig Mal im Fernsehen wiederholt. Und er brüllt weiter: "Ihr seid Gift, ihr seid Gift!" Endlich ist mal wieder was los, möchte man meinen. Aber, weit gefehlt. Er hätte lieber mitleidig lächeln und leise sagen sollen: "Ihr seid doof". Es ging um einen Streik des Personals gegen die Lufthansa. Wieder Gelegenheit für Gewerkschaftsbosse sehr sehr große Forderungen zu erheben, um dann mit einem winzig kleinen Kompromisschen in den Urlaub zu fliegen. Schließlich geht es um Medien-Präsenz und Macht für die ver.di Bosse, was sonst. Das arme Streik-Personal sieht in seinen beschrifteten Umhängerchen aus wie die Müllabfuhr an Karneval, und auch die ewig doofen Trillerpfeifen und Rasselchen dürfen mal wieder nicht fehlen. Klassenkampf sah früher mal anders aus. Verwunderte   Bewunderung  für den an sonsten so bewegungsunfähigen 1.FC Köln. Der Club hat einen neuen Geißbock, einen echten (Gott sei