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Es werden Posts vom Juli, 2017 angezeigt.

Das Ende der Kunst

Die dicke Frau mit der rotgefärbten Kurzhaarfrisur, die vor die Presse trat, war eine der Sprecherinnen der deutschen Sektion der NOOOAAJUFOCMUCOP (Non Official Organisation Of Arts And Justice For Creative Multi Colored People). Sie sprach in ihrem Statement davon, dass die meisten Sektionen ihrer Organisation bereits ein Jahr nach ihrer Gründung ein stückweit gut aufgestellt seien und dass Künstlerinnen und Künstler endlich einer Quotenregelung für Kunst der Ureinwohner, wie auch für Kunst von politisch Verfolgten, für Kunst von Schwulen und Lesben, von Gender-, Frauen-, afro-amerikanischer, indogener, antifaschistischer- und Volks-Kunst ein großes Stück näher gekommen seien, dass nun die Betroffenen selbst in Selbstbestimmung ihre eigene originäre Kunst schaffen und zeigen könnten, ohne ertragen zu müssen von selbstherrlichen, selbst ernannten 'Künstlern' weiter zu Objekten degradiert zu werden. In dem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass es endlich auch gelungen sei, di

Dem Erklärbär kannst du nicht entkommen

Ununterbrochenes Meinungs-Geplapper. Im Fernsehen haben Lieschen, Fritz, Ahmed, Fatima und Niköööö auf jeden Fall und überall ein Mikrööö vor der Nase und produzieren Meinungen. Meinungen zu Syrien, Burka, Wetter, Waschmittel, Wahlen, Kindesmissbrauch, Unfällen, Bränden und Preisen. Dazu werden jeden Tag fünfzig neue Bücher mit Meinungen über, sagen wir, Gerechtigkeit oder gesundes Essen oder Wege zum Glück, auf den Markt geworfen. Noch verwaschener, korrekter, sauberer und antiseptischer als in unseren Zeiten geht es kaum noch. Wo ist der Dreck geblieben, der Witz, wo bleiben die Geschichten, die Theaterstücke, die surrealen Bilder? Es ist grauenhaft. Von überall her werden wir mit Realität konfrontiert, mit Authentizität, wir werden von Fakten, Daten und Zahlen eingekreist, mit Statistiken und Binsenweisheiten beworfen. Gegen den Hass, für die Liebe, gegen Rassismus, für die Buntheit, für die Wahrheit, gegen die Lüge, für das Gute, gegen das Böse. Unfassbar. Teilen, teilen, teilen

Straßenschlacht in Hamburg

Hamburg, 7. Juli 2017 Die Schlacht von Hamburg macht mich wütend. Mit Links oder gar Widerstand gegen G20 hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Null Politik. Auf der einen Seite die verkrachten Lederjackenträgern aus tiefster Vergangenheit, die sich fleezen und lallen und meinen, wenn die Polizei sie angreife - dann sei es kein Wunder, dass sie die Stadt auseinander nehmen müssten. Da fehlen mir die Worte. Auf der anderen Seite der Jugendmob von heute. Ob dumpfe Rassisten, oder Hooligans vor den Fußballstadien, tätowierte, plündernde, saufende, grölende Rudel aufgepumpter Männer - sie wüten durch die Landschaft, um ihre geistige Leere mit Gewalt in die Straßen zu schneiden. Dummheit, religiöser Wahn, Rassismus, Hass, eine ganze Schicht ungebildeter Jugendlicher, explosiv auch ohne Sprenggürtel, kriminelle Dummbeutel, bewaffnet mit Smart- (wie ironisch) phones, haben einen Auftrag: Destabilisierung der Demokratie. Das macht sie zu Hilfstruppen von Erdogan, Putin, Trump, d

Nachtrag: Bühnen Köln sind fertig - die Kulturverwaltung auch - wir noch nicht ganz

Immer neue Zahlen. 2023 stehen die Bühnen Köln aber nun wirklich zur Eröffnung bereit (woher kenne ich nur solche Formulierungen). Auch die Kosten, die sich seit Ratsbeschluss mehr als verdoppelt haben, werden immer präziser benannt. Am 1. Juli 2017 schrieb der Kölner Stadt-Anzeiger von 250 Millionen Euro. Am 2. Juli hieß es: Es sind doch schon 570 Millionen Euro - mindestens. Korrektur am 3. Juli: 570.554.049,49 Euro Jetzt meine Bitte: Kann das Theater am Sachsenring nicht wenigstens diese 554.049,49 Euro haben? Auf den einen Tag kommt es doch nicht an. Das wären nur 500.000 Euro mehr als der Zuschuss, auf den wir jetzt bereits seit 12 Jahren warten. Die Kulturverwaltung lehnt normalerweise in fast allen Fällen, wenn es um Kultur geht, die Verantwortung ab: "Das entscheidet der Beirat" oder "Das hat die Politik so gewollt" oder "Der Topf ist leider schon leer", oder die Anliegen werden einfach zurückgewiesen oder delegiert oder ignoriert. Oder die

Bühnen Köln sind fertig - in sieben Jahren (frühestens)

Zwischenbericht: Nach Jahrzehnten beschloss der Rat der Stadt Köln 2009 endlich neue Bühnen am Offenbachplatz zu bauen. Ein lang gehegter Traum sollte Wirklichkeit werden. Dann traten Neven DuMont, Karin Beier und eine so genannte 'alternative' Bewegung ("Mut zu Kultur") auf den Plan und setzten sich für eine Sanierung ein. Eine regelrechte Kampagne gegen den Neubau begann. Mit Argumenten wie Denkmalschutz und Sparsamkeit. Und mehr Geld für die Kunst. Naivität oder Täuschungsmanöver oder beides? Auf jeden Fall handfeste Interessen. Wie immer. Ein Jahr später war der Beschluss vom Tisch. Ich habe damals schon dagegen angeschrieben und habe Unverständnis geerntet. Wer will kann einen Kommentar von vor sieben Jahren nachlesen: http://spiegel-jk.blogspot.de/2010/02/inhalt-vor-fassade.html Leider, wie schon im Ringen um eine bessere Förderung der freien Theaterszene, haben sich auch im Falle 'Sanierung' die geäußerten Befürchtungen in allen Punkten bestät