Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Januar, 2021 angezeigt.

Hanswurst

Im 17. Jahrhundert wurde schon einmal gestreamt und performed - allerdings noch analog. Wanderbühne hieß das damals. Das Spektakel auf den Marktplätzen, die Performance von damals - so Cross-Over und beliebig wie heute.  Ein bisschen Narretei, Tanz, Witz, Lärm und natürlich Gender - Männer als Frauen. Das Event bestand aus Stehgreifstücken, ein Nummern-Zirkus für unterhaltungssüchtiges Publikum.  Die Bühnen wurden beherrscht von diversen Exemplaren einer Figur, die man „Hanswurst“ nannte. Dessen Darbietungen erschöpften sich in entgrenztem Toben auf glitschigen Brettern und derben, experimentellen Provokationen. Hanswurst schrie, prügelte und zog sich aus. Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei - oder? Damals, Ende des 17. Jahrhunderts, erschien mit Friederike Caroline Neuber - Neuberin genannt - eine Theatermacherin, die ein anderes Theater wollte. Sie stellte sich, heute würde man sagen, dem ‚Performativen‘ entgegen. Die Prinzipalin schlug vor, klassische französische Dramen aufzuführe

... sah ich Gendersternchen blitzen ... Der Brief zur Intendantensuche

Während der Pandemie gab es Entwicklungen aus den eigenen Reihen, die bestimmte Errungenschaften der uns bekannten Kultur in Frage stellten. Zu diesen Phänomenen habe ich allen Kollegen, mit denen ich mich jahrelang verbunden fühlte, einen Brief geschrieben: Liebe Kolleginnen und Kollegen, am 22. Dezember 2020 wurden der Oberbürgermeisterin Reker aus einem Teil der Kulturszene Kölns in einem offenen Brief Ratschläge zur Suche nach einem neuen Intendanten erteilt – von „WIR, das sind diskriminierungskritische und diversitätssensible Kulturschaffende“. Auch ich war aufgefordert, diesen Brief zu unterzeichnen und habe das selbstverständlich nicht getan. Ich will hier erklären warum. Ich widerspreche den Verfassern des Briefes, die sich „diversitätssensibel“ durch Buchstabenkolonnen, Sternchen und Pluszeichen definieren. In dem Brief wird auf unnachahmlich verschraubte Weise eine „diversitätskompetente Intendanzsuche“ gefordert. Und weiter heißt es: „Die Repräsentation von nicht-weiß posit

Immer wieder: Satire unter Beschuss

Ich lese von einem Fall in Frankreich. Es geht um eine Karikatur. Mittlerweile gibt es kaum noch ein Thema, das überhaupt noch satirisch behandelt werden kann, ohne dass sich jemand beleidigt oder verletzt fühlt, respektlos behandelt, herabgewürdigt oder nicht auf Augenhöhe gesehen. Durch die permanente Angst von Sendern und Zeitungen, einen falschen Schritt zu machen, die geradezu panische Furcht, das Netz könnte wieder einmal explodieren, werden satirische Beiträge schnell entfernt oder gar nicht erst veröffentlicht.  Möglicher Hintergrund in diesem Fall: Ein Skandal, der das Land bewegt. Der prominente Jurist Olivier Duhamel soll seinen Stiefsohn als Kind jahrelang missbraucht haben. Das veröffentlichte die Zwillingsschwester, Camille Kouchner, auch prominent und auch Juristin. Der Vater des Geschwisterpaares ist Bernard Kouchner, ehemaliger französischer Außenminister und Gründer der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Eine Frage erhitzt die Gemüter besonders: Wer wusste von wa