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schwarzer Rauch



Schule und Theater. Es war eine gute Premiere von "Rhinocéros" in französischer Sprache. Die Arbeit im Thusnelda-Gymnasium Deutz hat Früchte getragen und großen Spaß gemacht.
Am Ende der Premierenfeier standen die Schülerinnen und Schüler um einen Flügel herum und sangen Beatles-Songs.

Sie waren zufrieden, vielleicht etwas stärker, etwas größer?
Für mich gab es an diesem Abend noch etwas Wein und eine Zigarette, das ging in der Schule nicht so gut. Selbst in meinem Stammlokal wird der Raum für guten, schwarzen Tabak immer enger. Sich selbst gewogen okkupieren die wenigen Nichtraucher die besten Tische. An der Theke drängen sich die Paffer mit den Tabakliebhabern Schulter an Schulter vor den Zapfhähnen. Bevor ich die die Stadt verlasse, um die Textfassung für ein neues Kabarett zu erstellen, wollte ich noch etwas Lustiges schreiben. Meine Liebste ist zu hause, ich vermisse sie, das ZDF sendet wieder einen übergroßen Fernsehfilm, diesmal über Flucht: pittoreskes Flüchtlingsgewimmel von Oben betrachtet und mit vielen Geigen untermalt. In einer angeschlossenen Diskussion sagt Herr Bahr das Gute sei, der Film zeige ausgewogen gute und schlechte Deutsche. So soll es sein. Gute uns schlechte Soldaten, gute und schlechte Nazis, gute und schlechte Flüchtlinge, gute Zeiten, schlechte Zeiten. So sind sie, die Deutschen, ausgewogen schwarz-geil-rot, die ausgewogensten Verlierer seit es Kriege gibt. Im ZDF gibt es immer mehr ausgewogene Tränensackfilme und immer weniger Raum für gute, schwarze Filme. Ich glaub, ich schreib nichts Lustiges mehr. Ich muss mir in der nächsten Woche zuviel Lustiges anhören. Unterhaltungskunst, Sie wissen schon. Bis dann. Es wird übrigens heißen: "Machen Frauen wirklich glücklich?"

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