Hoppla: Der Stadtanzeiger wird immer schneller. Nicht immer, aber immer öfter. Die Großveranstaltung vom letzten Montag von und mit Kulturschaffenden und Künstlern (siehe: "Was können die Künste") bleibt bis heute unerwähnt, trotz Beiträgen von Karin Beier, Gunther Demnig oder Maldoom, aber über ein SPD-Hearing am Freitag ist schon am nächsten Tag groß zu lesen. Warum? Bögner erfindet neue Sprüche, Dr. Bach ist sauer, der Dezernent ist verwundert, Schramma steht im Weg, die Grünen sind gegen alles in allem, und die Verwaltung gibt uns den Rest. Aber wer gibt wem das Geld? Und überhaupt: Kommt es, kommt es nicht? Darüber muss geschrieben werden.
Dagegen die Künstler, die sich einmal mehr beklagen nicht nur in Plänen und Konzepten vorkommen zu wollen. Schade. Das hatten wir doch schon. Wie schön wäre ein Kulturpolitik ohne Künstler. Ohne Störfaktoren könnten so schöne Kulturentwicklungspläne geschrieben werden. Stattdessen muss man sich immer wieder anhören, die freie Kultur sei so zu fördern, wie sie sich entwickelt hat. Nein! Konzepte werden gefördert. Basta. Und Stärken gestärkt.
Jetzt wollen sich die Künstler selber helfen, wenn es kein anderer tut. Das ist das Allerneuste. Das KulturNetz Köln überlegt eine freie Kulturliste zu gründen. Denn Theaterpublikum, Museumsbesucher, Musikliebhaber, sie alle seien auch Wähler. Stimmt. Und sie sollten eine Wahl haben. Oh Gott.
Frühzeitig zurückschlagen. Neven DuMont hat noch nie eine zweite Meinung, eine zweite Zeitung oder einen zweiten Kandidaten zugelassen. Also bemerkt der Stadtanzeiger: "Ob für eine solche Liste großes Potenzial aus den eigenen Reihen besteht, darf angesichts eines Kommentars von Friederike van Duiven (Kölner Kulturnetz) bezweifelt werden: Die 2000 Künstler und 80 freien Ausstellungsräume, mit denen die Stadt zu rechnen pflege, leben ihrer Meinung nach schon lange nicht mehr in Köln. Ihre Forderung: 'Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Abwanderung nach Berlin aufhört.'"
Dass die Abwanderung aufhört! Nicht zu früh freuen. Noch sitzen nicht alle auf gepackten Koffern, obwohl solche Artikel, ein solcher 'Kulturteil' so manchen Koffer zusätzlich auf die Reise schicken mag. Und wenn unsere Zeitung es nicht schafft, die Verwaltung arbeitet schon lange daran, die Daheimgebliebenen einfach abzuschaffen.
Der Nachteil: Heute gibt es das Internet, freie Diskussionen oder Aktionsmöglichkeiten im öffentlichen Raum. Kunst war schon immer subversiv und das lässt sich sogar in Köln wiederentdecken. Obwohl... Und noch ein Nachteil: Rechnerisch braucht eine Liste, um in den Rat einziehen zu können, ungefähr sieben- bis achttausend Stimmen. Die werden auch in Köln zu finden sein.
Also: Obacht!