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Nach der Theaterpreisverleihung


"Kafkas Welten" ist es nicht geworden. Heiß gehandelt, aber keine freie Produktion hat eine Chance, wenn die Stadtsparkassenstiftung ihre eigenen Regeln über Bord wirft um - warum auch immer - ein experimental-verstörendes Doku-Performance-Theater mit Laien (na ja, eben Doku mit echten Menschen), auf die Bühne gestellt von einem Regieduo, das glücklicherweise eine Wohnung in Köln hat, eine Koproduktion mit dem Kölner Schauspielhaus, prämiert und damit einer Produktion das Preisgeld gibt, die schon von den städtischen Bühnen mit allen Mitteln ausgestattet, einen Zuschuss zur Verfügung hatte, mit dem ganze Theaterhäuser im ganzen Jahr leben müssen. Diese Produktion bekam also den Theaterpreis und keiner hat's verstanden.
Können Sie folgen? Noch einmal. Die, wie immer, zahlreichen Regeln besagen: Vom Theaterpreis ausgeschlossen sind Produktionen von Regisseuren, die ihren Arbeitsschwerpunkt nicht in Köln haben, die mit Laien arbeiten, außerdem Koproduktionen mit städtischen Bühnen. Sonst noch was? Herr Nellessen schreibt zurecht an die SK-Stiftung, man solle keine Tanker gegen Ruderboote antreten lassen.
Persönliche Schlussbemerkung: vor allem dann nicht, wenn die wendigen Ruderboote Publikum und Kritik verzücken, als erste durchs Ziel laufen - und dann disqualifiziert werden, weil heutzutage Rennen nur noch mit den großen Tankern stattfinden, auf denen Kapitänsmützenträger mit Theaterblut übergossen, betrunken brüllend den verstörenden Kurs Richtung Eisberg anweisen.

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