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Neubau von Schauspiel Köln ist vom Tisch

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Erst im Dezember 2009 wurde der Bau eines neuen Schauspielhauses beschlossen und damit der Abriss des maroden 60er-Jahre-Hauses und eine Neugestaltung des Offenbachplatzes.

Am 14. April 2010 wurde nun dieser Beschluss wieder rückgängig gemacht. Zu teuer, fand die freie Kultur im Bündnis mit der Intendantin Karin Beier im Bündnis mit Alfred Neven DuMont. Eine Bürgerinitiative sammelte Unterschriften, um eine Volksabstimmung durchführen zu lassen, die dann darüber hätte entscheiden müssen, ob das Volk Neubau oder Sanierung will. Übrigens: Mut zu Kultur hätte Sanierung bedeutet. Doch! Aber dazu kam es nicht mehr. Der Stadtanzeiger jubilierte, das sei ein Sieg des Volkes, das allerdings, wie gesagt, noch gar nicht abgestimmt hatte.
Das aber durfte niemand mehr behaupten.

Irgendwann möchte ich doch zu gerne wissen, welche handfesten Interessen dazu geführt haben, diese Kampagne so mit aller Macht zu Ende zu bringen. Denn dass eine Sanierung billiger werden wird als ein Neubau, daran glaubt schon zwei Tage nach dem Beschluss gegen den alten Beschluss niemand mehr. Sanierung ohne Kostenexplosion? In Köln? Wäre das erste Mal, oder?

Jaja. 2010. Das sollte ursprünglich mal das Jahr der Kulturhauptstadt werden, dann das Jahr des Aufbruchs in die Ära einer Kulturstadt, dann wurde ein Kulturentwicklungsplan entwickelt, der 2009 erschien, um 2010 in die Tonne geklopft zu werden.
Die freie Szene trocknet aus, ein Theater hat schon schließen müssen, der Neubau ist vom Tisch. Kultur wird zu teuer.

Da fehlen mir die Worte. Na ja, fast.

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