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Nizza und Paris

Charlie Hebdo - Sfar Johann zeichnet mir aus dem Herzen
Und wieder Bomben, Tote, Ausnahmezustand. Terror überall. Die Frequenz erhöht sich und die Gewalt nimmt zu  - unter unseren Augen.

Und wieder die Berichte und die Terror-Experten und die Betroffenheit und in den Nachrichten heißt es am Ende der Bilderschleifen: "Das Netz trauert". Natürlich unterlegt mit Sphärenmusik. Und wieder müssen wir uns 'Tweets' vorlesen lassen: "Ich schäme mich ein Mensch zu sein" - Nein, falsch! "Betet für Nizza" - Falsch! Da kommt mit die Galle hoch. Schon nach den Anschlägen in Paris zeichnete ein Karikaturist von 'Charlie Hebdo' einen Mann, der sagt: Wir brauchen nicht mehr Religion, sondern Musik, Küsse, Leben!

Paris. Immer schon: Flanieren auf den Boulevards, Montmartre, Les Halles, wo Nachtschwärmer in Abendkleidung ihr Frühstück nahmen. Zu sehen auf den alten Bildern. Rauchen, Rotwein trinken, lesen, schweigen oder sich die Köpfe heiß reden. Ich bin einer davon geworden. Leben und leben lassen.

Die Dummen, die Gewalttätigen, die Religiösen, die Feinde des Lebens, sie haben uns noch nie in Ruhe lassen können. Und jetzt überschütten sie uns nicht mehr nur - wie sonst - mit ihrer Dummheit, ihrem Hass, sie schießen auf uns.
Sie schießen nicht wahllos, sie schießen auf uns, weil wir malen, zeichnen, lachen, weil wir gegen Ungerechtigkeit aufstehen. Weil wir diskutieren, in Cafés sitzen, lieben, ins Theater gehen, Musik hören. Nie hätte ich gedacht, dass es solche Menschen geben könnte... Menschen, die Denkmäler sprengen, Musik als Teufelswerk sehen, Frauen versklaven und vergewaltigen, Menschen steinigen, zu Tode peitschen... die Welt von 'Ungläubigen' säubern. Das Mittelalter ist zurück.
ob das Beten noch hilft?
Ich weiß. Wir haben die jungen Männer jenseits der Grenzen unserer Welt in die Vorstädte abgeschoben, alleine gelassen, missachtet, ausgestoßen, ohne Arbeit, ohne Ehre, ohne Bildung, ohne Zukunft. Bis dahin kann ich verstehen. Doch die Ehre dieser Männer ist eine Lüge, um das Ausgrenzen, das Missachten, das Morden zu rechtfertigen. Die Dummen töten Kultur, Bildung, Zukunft, Menschen. Kein Verständnis. Da wo Leben ist, soll der Tod herrschen? Nein.

Gegen Dummheit und Hass. Ich bin froh ein Mensch zu sein. Wir werden kämpfen, wir müssen kämpfen um das Leben, um Recht, Vernunft und Frieden. Um das Bild einer Welt, das ich in Paris kennengelernt habe. Mit allen Widersprüchen, mit allem Leben, mit allem Geist. Liberté, Égalité, Fraternité!

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