Die neuste Sucht unserer kaugummikauenden Studis, die einsam, jenseits der Clubnächte, die Lippen zugetackert, auf ihre Tastatur hacken müssen, um sich Fotos aus dem Badeurlaub einer süßen Gruschel-Tante anzusehen, um sie, also die Tante, dann anzuschreiben, um sie zu fragen, welches denn ihr Lieblingsfilm ist, oder ihre Lieblingsfarbe, was man sonst schwer herausbekommt, um sie, also die Tante, dann zu fragen, ob sie ein Stückweit ein Bisschen mitessen möchte in der Mensa (wo ist die denn? lol). Gemeinsam einen Spaziergang durch die Orientierungslosigkeit, Poesie-Album und Freundschaftsbänder sind Vergangenheit. Aber wie soll man denn dann einem scheuen Studierchen richtig nahe kommen? Die Technik greift ein. ‚Gruscheln’. Ein Thema im Nachtmagazin der ARD. Gruscheln ist grüßen und kuscheln. Oder: aktives Kennenlernen, wie ein Befragter in die Kamera sprülzte (sprechen und sülzen). Oh Gott! Ich denke gerne an meine Zeit des passiven Kennenlernens zurück. So Angesicht zu Angesicht bei einem nicht-virtuellen Rotwein. Ach, ich hatte ja keine Ahnung.
Nach gruscheln kommt bestimmt der Abschluss der Studierkammer, der Aufstieg in die Unterschicht, Popcorn-Kino, Blümchensex, dann SPD wählen, oder so, und Familie grügeln (gründen und verprügeln). Fehlt was? Nachdem sich meine Gänsehaut gelegt hatte, dachte ich: bloß weiter hartes Theater machen, mit harten Menschen auf einer harten Bühne aus echtem Holz vor Zuschauern mit einem Hirn im Kopf.
Alles Recht und gute Nacht.