Auch diesmal (wie schon bei den ‘Nibelungen’) habe ich eine der umjubelten Inszenierungen von Karin Beier erst mit zeitlichem Abstand sehen können. Fern vom Jubel oder der Theater-des-Jahres-Hysterie sehe ich neue und alte Textflächen der Jelinek - und - dieser Abend reißt mich wirklich hin. Fasziniert, in Bann gezogen bin ich. Dieser Abend bestätigt im besten Sinne den Satz: Theater ist Kontext. Vermutlich hat der Abstand den Abend noch schärfer gemacht. Noch deutlicher werden uns Zusammenhänge zwischen Staudamm-Bau, U-Bahn-Bau, Wasser, Beton, Atomkraftwerk, Tsunami, Tod und Schuld. Das Wasser. Es soll bleiben wo es ist. Das Wasser kommt. Ein Thema in Variationen. Die Assoziationsketten zwischen den Satzketten der Jelinek lösen durch das Spiel Worte, Bilder, Emotionen aus, Überlegungen, Verstrebungen, die immer wieder mit Wasser, mit Gewalt, Natur, Mensch, Beherrschbarkeit, Überwältigung oder Tod zu tun haben. Dieser Abend reizt die Sinne und das Hirn. Er bietet das, was Theater aus...
Joe Knipp - Essays - Glossen - Knipp und Klar