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Was gibt's Neues?

Es kam wie es kommen musste und so kam es dann auch. Wir erlebten die Wiedergeburt einer Nazi-Partei: Die Wütenden, die Abgehängten, sie haben so lange geschrien und getobt, bis sie wählen durften, bis zum ersten Mal seit Kriegsende Nazis in den Bundestag einziehen können, die die Kanzlerin oder wen auch immer "jagen" wollen, die die 'Schwatzbude' Parlament ausmisten wollen, die wieder stolz auf die Wehrmacht sind, die sich Volk und Land zurückholen wollen.

Im Westen 13 % - im Osten 23 % - In Sachsen 33 % - Im Erzgebirge stärkste Partei - nicht nur je bildungsferner die Wählerschaft, desto höher der Prozentsatz, auch je mehr für die Ost-Deutschen erkennbar wurde, dass die versprochenen blühenden Landschaften öde Landstriche blieben und zum Teil überhaupt erst Brachland wurden... sie machten nicht etwa Kohl dafür verantwortlich, sondern 'den Westen', deshalb brüllten sie "Putin hilf", Schuld waren 'die da oben', sie stecken sowieso alle unter einer Verschwörungsdecke und - vor allem alle Fremden, die werden gerettet, der Osten nicht. Merkel ist Schuld, Merkel muss weg. Ein Schock aus dem zu lernen ist.

Wie konnte es dazu kommen? Wie konnte uns ein wichtiger Teil demokratischer Kultur abhanden kommen? Selbst der Präsident einer Weltmacht pöbelt nur noch über Kurzmitteilung. Mit der Zeit wird klar, was die Kommunikations-Schnellschüsse, was das 'Netz' anrichtet. Die Meinungsgesellschaft verblödet in Hashtags und twittert sich zu Tode. Sie hat sich in den letzten Monaten, wie ein Tornado, immer schneller um ein Auge des politichen Nichts gedreht. Die Massenmedien haben einen großen Anteil daran, dass sich diese Windhose immer schneller drehen konnte und an Zerstörungskraft zunahm.
Auf der einen Seite müssen wir den Journalismus verteidigen: Die typische Hetze gegen 'Lügenpresse' kommt genau von denen, die aus Prinzip lügen, betrügen, verwirren und einfach nur verhindern wollen, dass ihre Machenschaften aufgedeckt werden. Eine freie Presse ist das Herzstück einer Demokratie.

Auf der anderen Seite: Kritik an den Medien ist wichtiger denn je. Denn der kritische Journalismus scheint den Geist aufgeben zu wollen, schon lange wird das Fernsehen mehr und mehr zum Boulevard, zur Plattform für aufgepumpte Satzfragmente und immer schnelleren Takt an Erhitzung durch Skandalisierung. Besonders die Talkshows, auch die politischen, von Illner bis Will sind für die Einschaltquote immer mehr zum Gruselkabinett verkommen. So sahen die Fernsehzuschauer während des Wahlkampfes die Hetzer und neuen Nazis in jeder Talk-Runde sitzen. Und nach jeder Provokation wurden sie abermals in die Shows eingeladen um sich zu rechtfertigen. Sie saßen und quatschten, bis jeweils zu inszenierten Empörungs-Abgängen und anschließenden Tweets. Und dann saßen sie wieder da und konnten als Wortführer der Wortverdrehung wortreich betonen, so sei das nicht gemeint, das sei gelogen, das sei entstellt, das sei typisch, sie wollten erst einmal ausreden dürfen, sie seien nicht extremistisch - um im nächsten Augenblick wieder, nach einem Einspieler, eine Nazi-Hetzrede kommentieren zu dürfen und zu behaupten, das sei natürlich aus dem Zusammenhang gerissen. So türmte sich ungehindert eine Propagandaschicht auf die nächste, von hilflosen Versuchen der anderen Talkgäste flankiert, Vernunft walten zu lassen. Dazu kamen Ungarn, Österreicher oder Sprachrohre der Erdogan-Diktatur. Überall nur noch populistisch- rechtsnationales Geblöke. Die Talkmasterinnen - hilflos. Das Ergebnis kennen wir.

Und dann noch die Lawine von Umfragen bis dicht an den Urnengang. Eine Lawine, die dazu beigetragen hat, dass immer mehr Menschen einfach das, was die Umfragen schon vorgaben, auch tatsächlich wählten. Ein bisschen mehr Protest, mehr Grün, mehr Gelb. Und vor allem: noch mehr Wut.

Und jetzt ist schon die nächste Medien-Kampagne losgetreten: Mutti habe nicht verstanden, sie habe eigentlich verloren, sage aber trotzdem, sie wolle sich treu bleiben. Ich bin froh, dass sie sich treu bleibt, und nach wie vor nichts daran ändern will, Obergrenzen und anderen Schwachsinn nicht mitmachen zu wollen. Und es ist nun einmal so: Sie hat die Wahl, auch mit Verlusten, tatsächlich gewonnen. Sie wird Kanzlerin und alle sollten, auch sie, politisches Handeln am Volk orientieren, am Volk und nicht an denen, die 'Wir sind das Volk' brüllen und anschließend ein Asylbewerberheim anzünden. Also Schnauze, CSU. Nächste Umfrage: Die Kleinen werden noch größer. Und in der nächsten Talkshow, bei Lanz, sitzt der Oberhetzer der AfD.

Und die SPD? Die größte der Kleinen? Nachdem die Schulz-Partei alles falsch gemacht hat, was man nur falsch machen kann, feiert sie unverdrossen den 100%-Vorsitzenden und bejubelt ihn. Rücktritt? Nach einer Erdrutsch-Niederlage? Nie und nimmer. Ich mach mir die Welt wiediewiediewiesiemir gefällt. Jetzt Opposition. Aber richtig. Kein Wunder dass Schulz in der großen Runde vollkommen die Contenance verliert und das Rumpelstilzchen macht. Ach wie gut dass niemand weiß, dass ich Opponentenschulzi heiß'. Frau Merkel lächelt, schüttelt leise den Kopf und denkt an Schröder.
Frau Nahles, von der wir schon wissen, dass sie oben zitiertes Lied nicht singen kann, lässt sich vom großen Vorsitzenden aufstellen und spricht Klar-Tweet: Ab morgen gibt's in die Fresse. Au weia. Und die SPD-Wähler glauben, ihre Partei könne sich in der Opposition erneuern. Klar. Mit dem jungen, erfolgreichen, neuen Vorsitzenden... In vier Jahren kämpft die SPD nur noch mit der 5% Hürde.
Sagen die Umfragen.

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