Der erste Reflex Entsetzen. Sehr bald kommt Zorn dazu. In Duisburg steht ein Zerrspiegel und zeigt ein absurdes, grauenhaftes Bild, das sich zusammensetzt aus scheinbaren Gegensätzen.
Wir sehen eine Autobahn, auf der Massen von Menschen feiern und spazieren - Tage später wieder eine Autobahn, diesmal als Stützpunkt für Rettungskräfte, die um das Leben hunderter Verletzter ringen.
Das Gewummer der Techno-Party, ein paar Meter weiter weinende Verzweifelte. Kreideumrisse, hier lagen die Toten. Ein paar dumpf-lustige Party-Gänger, denen es nicht peinlich ist, vor Kameras von DJs zu sprechen, die gut aufgelegt hätten, von der Party, die durch die Toten leider einen ‘Knick’ bekommen habe.
Heute hören wir Aussagen, eine Stadt wie Duisburg sei viel zu klein, eine solche Masse von Menschen aufzunehmen, geschweige denn zu steuern. Die Erkenntnis, eine Million Menschen könne nicht durch einen einzigen Tunnel geschleust werden. Warnungen und Bedenken wurden im Vorfeld vom Tisch gewischt. Wie immer.
Ich habe mich an Köln erinnert gefühlt, Dementis zu jedem Skandal, Vertuschungen und Schweigen. Beim Einsturz des Stadt-Archives waren es ‘nur’ zwei Tote. Warum stürzte ein Haus in die U-Bahn-Baustelle? Niemand war verantwortlich.
In Duisburg sind es bis jetzt fast zwanzig Tote. Und hunderte von schwer Verletzten. Erklärungen?
Am Mittag sitzen Männer auf einem Podium, halten eine Pressekonferenz ab, zeigen ihre Wachsgesichter und sagen - nichts. Nach wohlgesetzten Trauerformulierungen löst jede Frage Unverständnis aus, keine wird beantwortet werden. Man will nicht vorgreifen, man will, man muss abwarten, man bittet um Verständnis, man kann dazu keine Erklärungen mehr geben, man könne nicht zu ‘Details’ Stellung nehmen. Das Detail zum Beispiel, wer genehmigt habe, auf einem Gelände, genehmigt für 250.000 Menschen, über eine Million Raver zu erwarten.
Die Stimmung wird gereizter, die Krisenstäbler, Bürgermeister, Dezernenten sitzen die Pressekonferenz aus, keiner ist es gewesen, keiner hat etwas gewusst, keiner kann nichts genaues sagen…
Ich schreie den Fernseher an.
Auf Papptafeln hinter den Kerzen steht: “Warum?”
Warum? Das große Geschäft, das große Image für die kleine Stadt, das große Geld. Die Gier, da ist sie wieder. Duisburg ist Kulturhauptstadt. Ein Massen-Event muss her. Koste es was es wolle. Kritik unerwünscht. Wenn Bochum absagt, weil es sich nicht überfordern will, umso besser. Duisburg ist cool. Das Fernsehen ist auch dabei. Bummbummbumm und die Moderatorin ist blond und ihr Top ist auf einer Seite heruntergezogen, damit Schulter und Oberarm frei liegen. Geil. Als sie später von den Toten spricht, ist die Schulter bedeckt. Nur das Bummbummbumm bleibt.
Man sollte nicht nur die Loveparade absagen. Diese Art von Kulturhauptstadt, von Hysterie, Fernsehübertragung - weg damit. Schweigende Verwaltungsangestellte, dumme Politiker - weg damit. Das wäre ein erster Schritt.
Falsch verstandene Stadt. Falsch verstandene Kulturhauptstadt, falsch verstandene Parade, kein Begriff von Verantwortung, von Sicherheit, von Möglichkeiten. Keine Idee.
Ist ‘Love’ nicht mehr als die Hände zum Himmel, Bummbummbumm, zucken, saufen, zudröhnen? Ist Kultur nicht mehr als eine Massenveranstaltung?
Auch diese Fragen werden von den Wachsgesichtern auf den Podien unserer Städte nicht beantwortet werden.
Wir sehen eine Autobahn, auf der Massen von Menschen feiern und spazieren - Tage später wieder eine Autobahn, diesmal als Stützpunkt für Rettungskräfte, die um das Leben hunderter Verletzter ringen.
Das Gewummer der Techno-Party, ein paar Meter weiter weinende Verzweifelte. Kreideumrisse, hier lagen die Toten. Ein paar dumpf-lustige Party-Gänger, denen es nicht peinlich ist, vor Kameras von DJs zu sprechen, die gut aufgelegt hätten, von der Party, die durch die Toten leider einen ‘Knick’ bekommen habe.
Heute hören wir Aussagen, eine Stadt wie Duisburg sei viel zu klein, eine solche Masse von Menschen aufzunehmen, geschweige denn zu steuern. Die Erkenntnis, eine Million Menschen könne nicht durch einen einzigen Tunnel geschleust werden. Warnungen und Bedenken wurden im Vorfeld vom Tisch gewischt. Wie immer.
Ich habe mich an Köln erinnert gefühlt, Dementis zu jedem Skandal, Vertuschungen und Schweigen. Beim Einsturz des Stadt-Archives waren es ‘nur’ zwei Tote. Warum stürzte ein Haus in die U-Bahn-Baustelle? Niemand war verantwortlich.
In Duisburg sind es bis jetzt fast zwanzig Tote. Und hunderte von schwer Verletzten. Erklärungen?
Am Mittag sitzen Männer auf einem Podium, halten eine Pressekonferenz ab, zeigen ihre Wachsgesichter und sagen - nichts. Nach wohlgesetzten Trauerformulierungen löst jede Frage Unverständnis aus, keine wird beantwortet werden. Man will nicht vorgreifen, man will, man muss abwarten, man bittet um Verständnis, man kann dazu keine Erklärungen mehr geben, man könne nicht zu ‘Details’ Stellung nehmen. Das Detail zum Beispiel, wer genehmigt habe, auf einem Gelände, genehmigt für 250.000 Menschen, über eine Million Raver zu erwarten.
Die Stimmung wird gereizter, die Krisenstäbler, Bürgermeister, Dezernenten sitzen die Pressekonferenz aus, keiner ist es gewesen, keiner hat etwas gewusst, keiner kann nichts genaues sagen…
Ich schreie den Fernseher an.
Auf Papptafeln hinter den Kerzen steht: “Warum?”
Warum? Das große Geschäft, das große Image für die kleine Stadt, das große Geld. Die Gier, da ist sie wieder. Duisburg ist Kulturhauptstadt. Ein Massen-Event muss her. Koste es was es wolle. Kritik unerwünscht. Wenn Bochum absagt, weil es sich nicht überfordern will, umso besser. Duisburg ist cool. Das Fernsehen ist auch dabei. Bummbummbumm und die Moderatorin ist blond und ihr Top ist auf einer Seite heruntergezogen, damit Schulter und Oberarm frei liegen. Geil. Als sie später von den Toten spricht, ist die Schulter bedeckt. Nur das Bummbummbumm bleibt.
Man sollte nicht nur die Loveparade absagen. Diese Art von Kulturhauptstadt, von Hysterie, Fernsehübertragung - weg damit. Schweigende Verwaltungsangestellte, dumme Politiker - weg damit. Das wäre ein erster Schritt.
Falsch verstandene Stadt. Falsch verstandene Kulturhauptstadt, falsch verstandene Parade, kein Begriff von Verantwortung, von Sicherheit, von Möglichkeiten. Keine Idee.
Ist ‘Love’ nicht mehr als die Hände zum Himmel, Bummbummbumm, zucken, saufen, zudröhnen? Ist Kultur nicht mehr als eine Massenveranstaltung?
Auch diese Fragen werden von den Wachsgesichtern auf den Podien unserer Städte nicht beantwortet werden.