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Wagenknecht will dass wir...

„aufstehen“. Nein. Ich will nicht schon, wenn der Wecker klingelt, an Sahra oder Oskar denken müssen.
Frau Wagenknecht will zum aufstehen zwingen. Warum? Dieser nullige, schnullige Sumpf, der sich als linke Sammlungsbewegung darstellt, hat doch nur Werbespots drehen lassen, die sowieso schon zum aufstehen und davonlaufen sind. Aber halt: was da so bewusst im Ungefähren bleibt, ist bei Sahra und Oskar Taktik. Das ist nicht Soft - das ist Hardware.

„Aufstehen“ ist eine Propagandaplattform, die krampfhaft verbergen will, dass sie eine Propagandaplattform ist - mit Hilfe von Twitter, Facebook und Internet. Auf der Plattform finden wir keine politischen Grundsätze, nur diese typischen, ganz natürlichen Menschen, die ganz natürlich über ihre Sorgen und Nöte sprechen müssen. Scripted Reality nennt man das. In Zeitlupe und mit kitschiger Musik als Untermalung, stolpern die Befragten ganz authentisch über ihre eigenen Sätze. Diesmal aber finden sie keinen Optiker toll oder werben für Abführtropfen - jetzt wollen sie: ‚aufstehen’.

Die ehrliche Empörung gegen Populismus, Rassismus, Unmenschlichkeit, wird hier zu Klein-Erna-Statements gegen 'die da oben.
Nur am Rande: Schon Dieter Hildebrandt sagte einst über das Fehlen guter Rhetoriker und Redner in der Politik: „Sie kalkulieren ihre Empörung“.

Und hier wird Empörung inszeniert. Die Macher haben begriffen, dass in unserer Schreihals-Gesellschaft gegen die da oben, eine Partei von da oben skeptisch macht. Also wollen Oskar und Sahra ihre populistische anti-westliche, pro-russische, Merkel-Muss-Weg-Politik unter die Leute bringen ohne sich verraten zu müssen. Am besten geht das eben in einem großen Mustopf, in dem sich jede Zutat auflöst, sodass nicht mehr herauszuschmecken ist, woraus diese Pampe besteht. Nur aus dem Beilagensalat wird ein hippes Video.

Beispiele gefällig?
Steve, der im Garten seinen Hund Whiskey streichelt, will Gerechtigkeit, Andi, der Lehrer („Ich bin der Andi“) macht Musik und meint „sag ich mal“ für eine neue Schule sein zu müssen - was für eine Überraschung - er läuft im Gegenlicht in Zeitlupe eine Treppe hinauf, Barbara, Tierschützerin, will Tiere schützen, Margot, die Rentnerin, wahrscheinlich auch. Sie küsst ihren Hund, die alte Fellnase, auf die Schnauze. Brillenfassung? Rosarot. Bei Jenny, Studentin, ist die Musik ein bisschen fröhlicher, während sie in Zeitlupe ein Rad schlägt. „Ich befass mich in der Masterarbeit gerad so n bisschen mit Großkonzernen...“ Aha. So n bisschen... Sie hat einen Nasenring und teilt ihre Sorgen mit uns: „was mir so n bisschen Sorgen bereitet... sind die großen Konzerne. Das macht mir Sorgen“ - wegen was? „Wegen regionaler Produkte. Hier geht Identität verloren.“ Ach ja, Identität. Auch so ein Lieblingsthema. „Wahrung kultureller Eigenständigkeit“, heißt es da. Die Identität ist in Gefahr. Durch wen oder was nochmal? Von Flüchtlingen ist nur indirekt die Rede. Wir wissen nur, Fremde vertragen wir nicht in zu hohen Dosen. „Konkurrent um die knappen Ressourcen“. Genau. Auch Gauland findet die Plattform toll.


Jetzt kommen auch noch deutsche Intellektuelle und Künstler ins Spiel. Dramaturg Stegemann schreibt über den Flüchtling, er sei ein Fremder, "dessen unbekanntes Verhalten zu Verunsicherung führen kann". Toll. So denkt der linke, intellektuelle Beilagensalat.
Einfach dem Volk aufs Maul schauen. Wir sehen echte Menschen, die mit original Dialektfärbung. Und wer zu keinem Gesichtsausdruck in der Lage ist, den verstehen wir durch die natürlich-tragische Geigenmusik zum Film: Deutschland dem deutschen Arbeiter.

Der Redakteurin Marie liegen Kinder am Herzen. Marie sagt: „Kein Kind sollte in Armut aufwachsen“ - wer spätestens hier noch nicht begeistert ist, der hat einfach kein linkes Herz.
Die Medien überschlagen sich geradezu für #Aufstehen. Also, genauer: die russischen Staatsmedien und Russia Today. Hier werden normalerweise Filmclips gefälscht und Lügen konstruiert. Hier schwadronieren Rechtsnationale - und natürlich ist Frau Wagenknecht Dauergast. Die Propagandakanonen schießen seit eh und je aus allen Rohren für Faschisten, Trump und Putin. Alles und alle gegen die verhasste Demokratie.

Der schon erwähnte Theatermacher hat vergessen, dass Künstler und Intellektuelle immer schon gegen jeden Krieg, gegen jede Gewaltherrschaft, gegen jede Diktatur, aufstanden, schrieben und inszenierten. Hier und anderswo. Bernd Stegemann, Dramaturg am Berliner Ensemble, schreibt nicht nur verschraubte Essays, er twittert auch für die Sammlungsbewegung - sein Profilbild: Stegemann an der Kremlmauer. Toll.

Wir sehen: Netz und Doppelmoral. Trotz Verfolgung der Opposition, Krieg in der Ukraine, in Georgien, in Syrien, trotz Annexion der Krim - keine, noch so kleine Kritik an Moskau, übrigens von keinem der gesammelten ‚Linken‘. Ludger Vollmer, Altgrüner, plappert tatsächlich von Pazifismus. Kaum zu glauben, dass Menschen behaupten für Demokratie oder Frieden zu sein und sich gleichzeitig einreihen zwischen Nationalisten und Anhängern einer Diktatur. So wird der Begriff 'Linke' vollends ad absurdum geführt. Pegida und Wagenknecht rufen gemeinsam: Hilf uns Putin.

Liebe Kollegen Praml, Engler, Lisa Fitz, Musikkabarettist Hagemann, Chansonier Meyer, Kabarettist Kröhnert, liebe Nina Hagen, Jule Neigel, und ihr anderen Künstler. Euer Motto: Aufwachen! Nächstes Mal könnt ihr ja versuchen genauer hinzusehen.
Wir alle, die für die demokratische Seite der Gesellschaft stehen, sollten keine Plattform gründen oder ein Video drehen. Sonst müssten wir noch kotzen, mit Geigenmusik und in Zeitlupe.
Besser wir stehen auf bevor es andere tun.

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