Direkt zum Hauptbereich

Technische Probleme


Jelena Tregubowa, eine Journalistin, sagt ihre Lesereise ab. Der Kontakt zur westlichen Öffentlichkeit sei "im Moment ein lebensbedrohliches Risiko", sagt sie.
Ex-Schachweltmeister Kasparow wird kurzfristig aus der Sendung "Christiansen" ausgeladen. "Technische Probleme" heißt es. Dafür talkt Gabriele Krone-Schmalz. Wenn sie spricht gibt es keine "technischen Probleme". Wenig später werden Räume Kasparows in Moskau von der Polizei durchsucht und Material beschlagnahmt. Flugblätter, Ant-Putin-Plakate. Kasparow gehört zur demokratischen Opposition. Ein technisches Problem.
"Geschlossen aus technischen Gründen." Das Restaurant "Kolchis" im Zentrum von Moskau ist ein georgisches Restaurant das aufgegeben hat, Polizei, Prüfungen, Überfälle, Drohungen. Georgier sind Freiwild, Tschetschenen sowieso.
Skins prügeln in St. Petersburg alle Schwarzhaarigen zusammen. Sie kommen aus guten Häusern und werden nicht verurteilt. Technische Probleme?
Viele Menschen verstecken sich einfach in ihren Küchen wie in alten Zeiten. Die, die noch sprechen, brauchen gute Freunde und Mut. Geschäfte werden geschlossen, Sender werden abgeschaltet. Technische Probleme haben auch die Russen, die genug Geld haben um zu reisen, sie hinterlassen eine Spur Radioaktivität und eine Spur von Lügen.
Schon hundert Journalisten sind in den letzten Jahren ermordet worden. Anna Politkowskaja hat sich in Tschetschenien umgesehen. Sie wurde in einem Fahrstuhl hingerichtet.
Auch Besitz wird wieder umverteilt. Wenige Tage später wird ein Filialleiter der staatlichen russischen Außenhandelsbank VTB mit Kopfschüssen ermordet. Wieder einige Tage später, Anfang Dezember, wird der Generaldirektor der Gasfirma Itera-Samara erschossen.
Gazprom kauft Schalke 04 - oder besser - kauft sich ein mit 12 Millionen.
Putin ist ein "lupenreiner Demokrat" (Schröder, Angestellter). Putin behebt nur technische Probleme. Er will Stabilität, saubere Energie für Europa. Neben Bush ist Putin die Speerspitze im Kampf gegen Islamismus, im Krieg gegen den Terror. Ein starker Staat, das tut Not, das sagt doch auch der Schröder, der Freund. Russland braucht eine harte Hand. Alles hat seinen Preis. Übrigens, Schröder, der suboptimale Ex-Kanzler, ist Schalke-Fan.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Gartenschau...

ist auch nicht mehr unschuldig. Das Thema Kostüm ist ein schwieriges geworden, sagt eine Moderatorin im WDR. Der Inhaber eines Kostümverleihs in Köln erzählt von der besonderen Vorsicht vor allem der jungen Leute. Kein Scheich, kein Indianer… Vor zwei Jahren hat man sich zu Karneval noch ein Betttuch übergeworfen, heute haben die jungen Leute Angst damit einen Scheich zu beleidigen. Um die Ecke meines Theaters gab es „Altentheater“. Viele ältere Menschen hatten dort Spaß am Spiel. Auch eine Tanzgruppe von Seniorinnen der AWO hatte sich anlässlich der Bundesgartenschau 23 ein besonderes Programm einfallen lassen: „Weltreise“. Mit phantastischen, zum großen Teil selbstgenähten Kostümen sollte diese Reise um die Welt auf die Bühne kommen. Doch dann knallte es: „Wir sollen die spanischen Flamenco-Kostüme, den orientalischen Tanz, den mexikanischen Tanz mit Sombreros und Ponchos, den japanischen Tanz mit Kimonos, den indischen mit Saris und den ägyptischen Tanz, in dem wir als Pharaoninnen ...

Falsche Sprache wird nicht richtiger, wenn sie verordnet wird.

Köln verordnet Gendersprache. Verwundert reibt sich der Leser die Augen. Ja, der Leser. Der Mensch der liest, egal welchen Geschlechts. Aber warum einfach, wenn's auch kompliziert geht. Warum es einfach richtig machen, wenn es auch falsch verordnet werden kann. Dafür gibt es Bürokratie. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Bekanntmachungen der Kölner Stadtverwaltung meist das Gegenteil von dem bedeuten, was sie vorgeben: „Fahrradfreundlich“, „Kulturförderung“ - nun sehen wir: es geht noch schlimmer: „Geschlechtergerechte Sprache“. Ein entsprechender ‚Leitfaden’ verdient nicht einmal das Prädikat ‚Gut gemeint und schlecht gemacht‘. Gut gemeint ist nichts, diesmal geht es schlicht um den Kniefall der Stadtverwaltung vor einer Ideologie. Nicht nur, dass hier jede Regel der deutschen Sprache in den Wind geschlagen wird oder die Ablehnung der Gender-Sprache durch den zuständigen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ keine Rolle spielen darf, d urch die Verordnung einer ‚falschen‘ Sprache wil...

Im Gedenken an meinen Freund Thomas Reis

Rede zur Trauerfeier in der "Comedia" am 30. August 2024 Thomas Reis. Es sind so viele Freunde da, es ist so viel vorbereitet. Mir fällt es schwer heute über ihn zu sprechen. Am liebsten würde ich weinen und anschließen ein paar Kölsch trinken. Aber: Thomas sagte: Du hältst die Rede. Toll. Diese Rede zu schreiben hat von mir das verlangt, was ich in über dreißig Jahren immer von Thomas verlangt habe. Von 1000 Seiten Text 995 zu streichen. Es sind so viele Erinnerungen, so viele Fußballspiele, so viel Kölsch, so viele Reisen, so viele wundervolle Auftritte, auf Gold-, Holz-, Kartoffel- und Reis-Bühnen, in Freiburg, Berlin, im Theater am Sachsenring und auch in der Comedia. Hier wollte er eigentlich nicht mehr auftreten. Kein Platz mehr für alte weiße Männer, erzählte er mir. Jetzt ist er doch wieder da. Geht doch. Thomas? Ich höre dich. „Liebe Freunde der belesenen Betroffenheit, Feministen und Feministinnen, trans-, bi-, homo- hetero- und metrosexuelle Menschenfreund*innen al...