Komisches Wort. Vor langer Zeit, lange vor 'Bad Bank', 'Abwrackprämie' und 'Regietheater', gab es Zwischentöne. Es gab noch keine Promis-lesen-zwischen-zwei-Gängen-Events, gelesen wurde in Zwischenräumen. Die Zuschauenden, Zuhörenden, wussten wo sie im Leben stehen, ihr da oben, wir da unten, sie wussten wo es hin gehen soll, links, rechts, hinten, vorne, sie wollten also auf der Bühne was sie sonst nicht hatten: Zwischentöne. Damals. Auch in der Musik gab es Zwischentöne und im Kabarett und im Fernsehen, bevor die Zeit der Download- und Comedy-Stopfleber begann. Vor zwanzig Jahren haben wir das 'Festival der Zwischentöne' für unser Theater und unser Publikum erfunden.
Es gab gute Presse - aber zu wenig Publikum.
Liebes Publikum, im Theater schicken wir Dich auf eine geheimnisvolle, ja, durchaus unsichere Reise, auch in der Krise! Die 'Muminfamilie' (entdeckt zum ersten Mal den Schnee), der 'Horla' (die unsichtbare Bedrohung steigt von Bord), der 'Blade Runner' (Androiden sind unter uns), sie alle kommen aus einer fremd-bekannten Welt, sie wollen etwas sagen. Kopf hoch, Augen auf.
Hier im Theater werden fremde Welten nicht in ununterbrochenem Kugelhagel niedergemetzelt oder in die Wohlgefälligkeit des Fantasy-Kitsches aufgelöst. Hier werden keine computeranimierten höheren Wesen hochgeschraubt, die gegen böse Missgeburten kämpfen. Am Fantasy-Wesen soll die Welt... Theater geht anders.
Brauchen wir heute noch Zwischentöne? Den Menschen geht es doch schon schlecht genug. Sie wollen ein kleines bisschen Sicherheit, keine Zwischentöne, sie wollen Ratgeberbücher, keine Poesie, sie wollen Werbeclips keine zwei Stunden zuhören und zusehen. Knistern, quatschen, lutschen, glotzen, saufen - das reicht doch.
Immer mehr Ablenkung, immer mehr Event und Dinner-Lesung. Immer mehr Comedy-Stadl. Immer mehr Voll-Auf-Die-Zwölf. Wir haben uns darauf eingestellt. Und jetzt?
Wollt Ihr jetzt gar nicht mehr?
Wir freuen uns trotzdem, auf was auch immer.