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Kunst im Bau

Sind wir nicht schon genervt genug? Brauchen wir nicht auch Orte, an denen wir nur sitzen, oder warten oder essen und trinken dürfen ohne genervt zu werden? In der Kneipe müssen wir einen Platz finden mit ausreichendem Abstand zu den wummernden Lautsprechern, denen wir schon aus dem Straßenverkehr versucht haben zu entkommen. Dann die Blickrichtung. Nicht ständig auf die esoterischen, bunten, traurig gepinselten Bilder schauen müssen, die Veedels-Künstler aufhängen dürfen.

Und nun? Die U-Bahn, die neue, kurze, ist noch nicht eröffnet, schon wird "Kunst" geplant. Die "Neumarkt-Collage" am Neumarkt oder die "Kölner Köpfe" am Appellhofplatz sind schon unvergesslich genug. Nun soll uns also bunte, schrille Performance-Malerei (Kneipenkunst in Riesenformat) von ruhigen Momenten abhalten. Der Vorstandssprecher der KVB spricht von einem "bedeutenden Kunstprojekt". Diese Sorte Vorstandssprecher schauten im vorigen Jahrhundert zuhause auf einen traurigen Clown, bevor sie sich ein einen solchen verwandelten. Heute sind Clown und Zigeunerin im Goldrahmen ersetzt worden von digitalen Fotorahmen und Video-Projektionen. Der Vorstandssprecher fährt fort mit einem weiteren auswendig gelernten Verlautbarungsbaustein: "Spannungsfeld zwischen Kunst und Architektur". Dann kommt noch unser Kulturdezernent Quander: "Attraktivierung des unterirdischen Stadtterrains". Aua. Unterirdisches Geistesniveau ist somit ausgewiesen. Diese Köpfe sind innerhalb ihres Hohlraumes mit Sicherheit bunt bemalt und beinhalten Büroschränke mit Satzschablonen. Das muss genügen.

Einer der prämierten Kunstentwürfe für 1,5 Millionen Euro ist kein trauriger Clown, nein, eine Video-Projektion. Buntes Thema: Papageiennest.

Liebe Leute! Der Einsturz des Stadtarchives war KVB-Performance genug. Lasst uns einfach in Ruhe Bus fahren.

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