Früher, in den 50ern hatten die Frisuren der Frauen festen Sitz, in den 60ern ihre Haltung, in den 70ern gab's dann auch festen Sitz für ihre Stimmen.
Heute flattert, zumindest in den Medien, ein Chor von Entenstimmen in luftige Höhen – ein einziges Quaken und Zwitschern. Vöglein, Mäuse, Bärlis und Enten. Erinnert ein wenig an die Sendung mit der Maus, wobei Erklärungen in der Sendung mit der Maus nicht so infantil daherkommen wie der ganze Hashtag-Zirkus. Das Hashtag-Gezwitscher erweist der Sache der Emanzipation einen Bärendienst, einen Bärchi-Dienst. Emanzipation. Allein das Wort.
Früher war der Kampf um die Emanzipation eher unverständlich, es musste außerdem auch immer umständlich formuliert werden: Nieder mit der Unterdrückung und Ausbeutung der Frau. Schluss mit Gewalt gegen Frauen. Das versteht doch sowieso keiner mehr. Und wenn doch: eins in die Fresse.
Früher war auch nicht alles besser. Ich kann mich noch erinnern, in den späten 60er Jahren wurde alles faschistisch genannt, was nicht bei drei unter einer roten Fahne stand. Jeder war Faschist, der zum Beispiel Schlager hörte und jede war Faschistin, die Kitschfilme sah. Stellen Sie sich das mal heute vor. Wir hätten ein ganzes Land voller Faschisten. Kurze Pause zum Nachdenken.
Aber schon damals allerdings mahnte manch kluger Kopf, in Wahrheit würden die Opfer faschistischer Gewalt so denunziert und die Verbrechen klein geredet. Wenn dieses Etikett überall auftauche, wenn jeder Faschist sei, könne niemand mehr den Unterschied erkennen. Lange her. Wir sollten gelernt haben.
Aber nein. Den Skandal-Tweets fällt alles zum Opfer.
Ein Aufschrei. Ein Hashtag. Ein Hashtag jagt den nächsten. Eine Welt voller Hashtags. Hashtag Aufschrei, Hashtag MeToo. Ist die Welle durch, kommt der nächste Aufschrei. Ändern wird sich (natürlich) nichts. Aber schön, dass wir mal drüber geredet haben.
Und dass wir wieder einen Pranger haben. Alle Sexisten, vom Kussräuber bis zum Kniehandaufleger, vom Minister bis zum Hollywood-Schauspieler, stehen am Pranger – der berühmte amerikanische Schauspieler will dem noch entgehen und outet sich als homosexuell, als ob das eine Entschuldigung wäre. Es gibt eine Anklage, aber noch keine Beweise und auch kein Urteil. Trotzdem werden Dreharbeiten beendet, Verträge gelöst, Filme aus dem Programm genommen, Szenen mit ihm herausgeschnitten. Die Schriftstellerin Thea Dorn sagt in einem Interview: „Das ist ein neuer Totalitarismus, der da heraufzieht, ein moralischer."
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon tritt zurück, weil er einer BBC-Journalistin bei einem Dinner ans Knie gefasst haben soll – vor 15 Jahren. Ja. Ob er vielleicht auch vor wenigen Jahren Kriegseinsätze befahl oder Waffengeschäfte einfädelte? Wen interessiert's? Das steht auf einem andern Blatt. Deswegen tritt man nicht zurück.
Wie schon in Amerika: Nixon trat damals nicht wegen der Massaker in Vietnam zurück, sondern wegen eines Einbruchs. Und heute? Jede Berührung kann zum kriminellen Akt werden, zum Gewaltakt. Durch einen Artikel, oder einen Tweet. Erst dann: Rücktritt.
Alles schlimm, alles Hashtag, kein Unterschied. Vergewaltigung, Witz, Knie – egal. Das Netz kriegt alles klein.
Bald nach der Hashtag-Flut kommt die Hashtag-Übersättigung und dann – die Zeit des Schweigens – #schweigen. Komisch: Nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht in Köln gab es auch so komische Hashtags. #einearmlänge. Und #Rassismus.
Und dann? Gehen alle nach Hause. Und dann geht es im Netz und auf dem Boulevard wieder nur um Brustvergrößerungen und Mode-Tipps. Normal. Die Kids hören Schlager und die Frauen schauen Kitschfilme. Ohne Faschisten zu sein. Und im Dunkeln wird weiter gegrapscht. So ist das Leben.
Der Hashtag verhallt in leerer Luft und die psychisch kranken Einzeltäter, wie Donald Trump, die alle antasten, von der Journalistin bis zur Pornodarstellerin, bleiben weiter unangetastet. Wie immer. Es bleiben: Skandale. Wie immer. Irgendwann weiß keiner mehr, wo Wahrheit und wo Lüge stecken. Wie immer. Ergebnis? Ein paar Karrieren gehen zu Ende. Das war's. Was bleibt? Der Hashtag.
Heute flattert, zumindest in den Medien, ein Chor von Entenstimmen in luftige Höhen – ein einziges Quaken und Zwitschern. Vöglein, Mäuse, Bärlis und Enten. Erinnert ein wenig an die Sendung mit der Maus, wobei Erklärungen in der Sendung mit der Maus nicht so infantil daherkommen wie der ganze Hashtag-Zirkus. Das Hashtag-Gezwitscher erweist der Sache der Emanzipation einen Bärendienst, einen Bärchi-Dienst. Emanzipation. Allein das Wort.
Früher war der Kampf um die Emanzipation eher unverständlich, es musste außerdem auch immer umständlich formuliert werden: Nieder mit der Unterdrückung und Ausbeutung der Frau. Schluss mit Gewalt gegen Frauen. Das versteht doch sowieso keiner mehr. Und wenn doch: eins in die Fresse.
Früher war auch nicht alles besser. Ich kann mich noch erinnern, in den späten 60er Jahren wurde alles faschistisch genannt, was nicht bei drei unter einer roten Fahne stand. Jeder war Faschist, der zum Beispiel Schlager hörte und jede war Faschistin, die Kitschfilme sah. Stellen Sie sich das mal heute vor. Wir hätten ein ganzes Land voller Faschisten. Kurze Pause zum Nachdenken.
Aber schon damals allerdings mahnte manch kluger Kopf, in Wahrheit würden die Opfer faschistischer Gewalt so denunziert und die Verbrechen klein geredet. Wenn dieses Etikett überall auftauche, wenn jeder Faschist sei, könne niemand mehr den Unterschied erkennen. Lange her. Wir sollten gelernt haben.
Aber nein. Den Skandal-Tweets fällt alles zum Opfer.
Ein Aufschrei. Ein Hashtag. Ein Hashtag jagt den nächsten. Eine Welt voller Hashtags. Hashtag Aufschrei, Hashtag MeToo. Ist die Welle durch, kommt der nächste Aufschrei. Ändern wird sich (natürlich) nichts. Aber schön, dass wir mal drüber geredet haben.
Und dass wir wieder einen Pranger haben. Alle Sexisten, vom Kussräuber bis zum Kniehandaufleger, vom Minister bis zum Hollywood-Schauspieler, stehen am Pranger – der berühmte amerikanische Schauspieler will dem noch entgehen und outet sich als homosexuell, als ob das eine Entschuldigung wäre. Es gibt eine Anklage, aber noch keine Beweise und auch kein Urteil. Trotzdem werden Dreharbeiten beendet, Verträge gelöst, Filme aus dem Programm genommen, Szenen mit ihm herausgeschnitten. Die Schriftstellerin Thea Dorn sagt in einem Interview: „Das ist ein neuer Totalitarismus, der da heraufzieht, ein moralischer."
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon tritt zurück, weil er einer BBC-Journalistin bei einem Dinner ans Knie gefasst haben soll – vor 15 Jahren. Ja. Ob er vielleicht auch vor wenigen Jahren Kriegseinsätze befahl oder Waffengeschäfte einfädelte? Wen interessiert's? Das steht auf einem andern Blatt. Deswegen tritt man nicht zurück.
Wie schon in Amerika: Nixon trat damals nicht wegen der Massaker in Vietnam zurück, sondern wegen eines Einbruchs. Und heute? Jede Berührung kann zum kriminellen Akt werden, zum Gewaltakt. Durch einen Artikel, oder einen Tweet. Erst dann: Rücktritt.
Alles schlimm, alles Hashtag, kein Unterschied. Vergewaltigung, Witz, Knie – egal. Das Netz kriegt alles klein.
Bald nach der Hashtag-Flut kommt die Hashtag-Übersättigung und dann – die Zeit des Schweigens – #schweigen. Komisch: Nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht in Köln gab es auch so komische Hashtags. #einearmlänge. Und #Rassismus.
Und dann? Gehen alle nach Hause. Und dann geht es im Netz und auf dem Boulevard wieder nur um Brustvergrößerungen und Mode-Tipps. Normal. Die Kids hören Schlager und die Frauen schauen Kitschfilme. Ohne Faschisten zu sein. Und im Dunkeln wird weiter gegrapscht. So ist das Leben.
Der Hashtag verhallt in leerer Luft und die psychisch kranken Einzeltäter, wie Donald Trump, die alle antasten, von der Journalistin bis zur Pornodarstellerin, bleiben weiter unangetastet. Wie immer. Es bleiben: Skandale. Wie immer. Irgendwann weiß keiner mehr, wo Wahrheit und wo Lüge stecken. Wie immer. Ergebnis? Ein paar Karrieren gehen zu Ende. Das war's. Was bleibt? Der Hashtag.