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Braun, braun, braun

Alles hat ein Ende nur die Wurst hat schon mehr als zwei Landtage besetzt, außerdem jedes Netz und die befreiten Zonen und jede Talkshow. Da können die blassen Kartoffelpuffer noch so viel um die Wette puffern, sie tappen in die Wurst-Falle. Denn die aufgepufferte, abgewogene Ausgewogenheit erreicht nur das Gegenteil so mancher Puffer-Absicht. Durch gemütliches Gemüsegeschwätz kommen die Würste nämlich nicht vom Grill, sie werden eher noch bitterer, noch brauner. Die Würste, die Deutschländer, die einverleibten Wiener und vor allem die Thüringer werden fetter, brutzeln und knallen. Aber die Kartoffelpuffer wollen die Flamme einfach nicht herunterdrehen. Die Beilagen der Würste könnten sonst verschreckt werden.

Will, die Frau die eins von den Ersatzparlamenten moderiert, will mutig sein. In ihrer Talkshow sitzen zwar immer dieselben verschrumpelten Karotten, faden Äpfel und weichen Pflaumen, aber es muss immer eine braune Wurst dabei sein, für die Meinung aus der Giftküche. Will sagt also: "Die Wurstschutz-Behörde sieht braune Würste als 'Verdachtsfall'“. Das hört die fette Wurst in der Runde gar nicht gerne und sprutzelt, das sei eine "Instrumentalisierung der Organe durch Obst und Gemüse". Ach so. Will aber will noch nicht aufgeben und sagt, noch mokanter, noch provokanter: "Ein Gericht hat doch bestätigt, dass die Thüringer Oberwurst, dass dieses eine, besonders verbrannte Stück Wurst, 'Wurst' genannt werden darf". Da platzt die dicke Wurst und knallt dazwischen, die deutschen Gerichte seinen auch instrumentalisiert. Durch die ganzen Vegetarierschlampen...
Was soll das Sich-Verstecken hinter Gerichten? Himmel un Ääd! Warum sagt der Wurst niemand einfach: "Sie sind eine Wurst."
Wer 'Heil Griller' ruft, wer von 'Wurst und Heimat', oder von 'Verwurstung' und vom vollständigen Sieg der Schlachthöfe spricht, ist eine Wurst. Das ist Fakt. Bald gibt es eine neue Küchenschlacht.

Die deutsche Wurst. Sie hat sich immer schon entweder in kochendes Wasser gestürzt oder ins Nichts. Im Nichts kennt sie sich aus. Da war sie schon oft. Deshalb erst einmal das Sein um das Nichts herum eliminieren, weg beißen, oder weg fressen. Und dann weiter mit Vollgas ab durch die Mitte ohne Tempolimit mit dem Geländewagen hinter die Spiegel, mitten – ins Nichts: Ein letzter Baum. Ein Loch. Die Wurst fährt hinein und fällt hinunter, fällt und fällt. Am Kaiser vorbei durch das dritte Reich direkt in die nächste Schlachterei, wo die ganzen Schweine immer noch ordentlich zur Wurst umerzogen werden. Das Bier schreit: Trink mich. Die Wurst tobt: Ess Ess und verspeist die schwarze Wurst neben sich. Schon sind wir dem Nichts ein bisschen näher gekommen.

Wir sind das Brot sagt der Herr. Die Wurst, dumm wie Brot, ruft: Wir sitzen alle in einem Brot. Hauptsache kein Wurstsalat, kein gemischter Salat – nur noch die reine deutsche, braun gebrannte, fette Wurst. Viva Wurst, es lebe die Presswurst. Ess, ess – dieser Befehl wurde schon immer befolgt. Die Thüringer Würste haben verstanden, gefressen und gewählt – gerade weil es im Umland immer mehr Erbsenzähler, schlaffe Möhren und Salat-Kandidaten gibt. Die Würste brutzeln lauter und lauter, die Holzkohle brennt, Rauch steigt auf. Viele folgen und quellen sich durch Straßen, Kanäle und Grille. Sie hüpfen vom Rost und geben der Gurkentruppe noch einen Tritt. Ab in die Wüste, sagen die Würste und werden populär. Die Maica ist gekommen, die Metzger schlagen aus.
Spargelstangen mit Köpfchen meinen, nur weil die Würste ess ess schreiend auf dem Rost liegen, müsse man ihnen noch nicht folgen. Sie bleiben ungehört. Zu hören ist ein allumfassendes Geschrei: wir wollen Würstchen werden, wir sind die besten Würstchen der Welt, die ganze Welt soll sich an den fetten, braun gebrutzelten, aufgeplatzten Würsten den Magen verderben.
Und wenn dann noch Herr Brühwurst, im bürgerlichen Wasser langsam vor sich hinköchelnd, von Journalisten nach dem 'Flügel', gefragt, sagt: die braun-verbrannte Thüringer Wurst steht über allen Flügeln, Chicken-Wings und Rippchen in der Mitte aller Würste, dann sehen wir was wir schon wussten, die Bärchenwurst ist nur Verkleidung. Dahinter steckt die eine, braune Wurst.

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