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Tütensuppe SPD


Die Kamera wird mal wieder draufgehalten. Anlass: Die SPD auf der Suche nach Wählern. Interessantes Thema, zerrissene Splitterpartei. Wo ist das Wahlvolk? Ein paar Sozialdemokraten suchen nach jungen, manch andere nach alten Wählern. Rente in der Krise. Rentner in der Krise. Rente schützen, Rente nicht schützen, an die Jungen denken, an die Alten denken. Mal so, mal so. Einen Plan hat keiner. Steinbrück: Junge zahlen die Zeche. Scholz: Alte zahlen schon länger die Zeche, Steinmeier weiß nicht so recht und krempelt die Ärmel hoch. Dann versucht er so heiser zu sprechen wie Schröder damals. Das ist Programm. Traurig.
Und dann wird mal wieder die Kamera draufgehalten. Das ist lustig. Meinungen sind gefragt in der Meinungsgesellschaft. Ob es um Unterwäsche geht oder Afghanistan-Einsatz. Aber zurück zur Rente: Ein Rentner in Berlin. Das kann ja nur schief gehen. Und es geht schief. Der sagt: Ich finde, alle sollten bluten, die Reichen, die Armen, wir sitzen doch alle in einem Boot.
Kein Thema, das nicht garniert wird mit 'Volkes Stimme', mit verblödeten, verfetteten Gestalten, die einkaufen und auf Einkaufsstraßen, von Kameras belagert, Meinungen absondern müssen.
Alle sollen bluten. Wir sitzen alle in einem Boot. Die Armen, die Reichen. Die mit Hartz IV und die Manager, die Immobilien-Besitzer, die Obdachlosen.
Das senden die Tagesthemen. Ohne Kommentar. Die Wahrheit ist, wenn wir ein bisschen Zeit hätten nachzudenken, was da gesagt wird, dann wüssten wir mehr. Der Rentner hat uns Vergesslichen gezeigt aus welcher Zeit er kommt und wo er die Sätze gelernt hat. Hitler meinte auch, alle sollten bluten und wir säßen alle in einem Boot, die Reichen, die Armen, die Arbeiter der Faust und die Arbeiter der Stirn, die Alten und die Jungen, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl. Volksgemeinschaft hieß das damals. Danke lieber Rentner. Das konnten die Tagesthemen natürlich nicht wissen.
Aus einer Tütensuppe wird mit dem Aufdruck von Kochsendungs-Schuhbeck eine Gourmet-Suppe. Daraus hat die SPD gelernt.
Katharina Saalfrank ist Promi-Super-Nanny bei RTL. Eigentlich eine kompetente, nette, attraktive, eloquente, patente Frau, trotz RTL. Jetzt ist sie Aufdruck bei der SPD.
Als Promi, als RTL-Ikone, als Abziehbild für sozial, kompetent, attraktiv. Aber Tütensuppe bleibt Tütensuppe. Wir erfahren, sie ist schon lange in der SPD.Gut, das kann vorkommen, auch heute noch. Aber: Steinmeier, Scholz, die reden über ihr Volk hinweg wie über kleine Kinder, windelweich, interesselos, mal so, mal so, ohne feste Regeln, ohne klare Ansage, ohne Liebe. Und die Supernanny? Sie schweigt dazu. Auf einmal.
Von Rentnern lernen heißt siegen lernen: Alle in einem Boot. Die Ausgewogenheit, die Mitte, die Volksgemeinschaft. Ein bisschen Hilfe für die Banken, ein bisschen für die Kinder, ein bisschen für die Autos, ein bisschen für die Rentner. So gewinnt die SPD die Wahl. Und Steinmeier röhrt dazu. Und die Banken lachen, und die Armen ächzen.
Und die Tagesthemen holen sich dazu eine Meinung.
Gute Nacht.

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