3Sat, der Kultursender, überträgt Theater. "Die Kontrakte des Kaufmanns", Jelinek, Berliner Theatertreffen. Ich wollte das Stück schon in Köln sehen. Einige sagten: "Das ist witzig, sehr kritisch, ein toll gespieltes Experiment", "spannend", sagte jemand, obwohl der sowieso immer alles "spannend" findet. Wie dem auch sei - das Stück soll sein: Textverarbeitungsmaschine, Performance. Also das Übliche, denke ich. Also mal reinschauen, denke ich. Also schaue ich in die Röhre und staune.
Es ist ein einziger Kindergarten. Warum, warum? Warum diese Textflächen voll von Allgemeinplätzen, voll von kabarettistischen Witzeleien? Elfriede Jelinek hat geschrieben und geschrieben und schreibt weiter. Warum vier Stunden? Warum müssen wieder echte Menschen an echten Reglern von echten Mischpulten sitzen um alles echt regeln zu können, auf der Bühne? Warum müssen junge Schauspielerinnen immer als junge Schauspielerinnen erscheinen und ihren Text verkichern, verzappeln, verkreischen? Warum muss die gute Maria Schrader im rosa Seidenkleid über Kleinanleger und Geld vom Blatt lesen, lesen, lesen? Es zappelt und zuckt, es kichert, ein Kindergarten mit Zetteln und Dreck auf dem Boden, verklebt, an der Rampe eine Laufschrift und im Hintergrund - na - was? Genau. Eine riesige Projektionswand! "Was er verdient", heult ein junger Schauspieler, dann wird wieder geröchelt, gehechelt, gelallt. Die gute Dürrenberger spricht klar, aber man hängt ihr dabei Papp-Euros um den Hals - Mühlsteine? Ja. Die Symbolik ist platt, platter geht's nicht. Dämliche Textflächen-Lieder werden möglichst schief gesungen. - Lustig? Ja. Wahnsinnig lustig. Parodie auf Niedecken. "Dat System - dat krisde wirklisch nit mieh hin"... Allerdings. Das System Theater, das ohne diesen Kindergarten kein Theater mehr spielen kann, darf.
Das Fernsehen braucht keine Fernsehregie mehr, es kann alles von der Video-Wand nehmen. Diese verwischten, unruhigen, verwackelten Handkamera-Bilder, möglichst nah heran an die Schauspielerin - deren Mund ist blutverschmiert. Natürlich. Die kichert und blutet und labert. Mikroport an die Backe geklebt. Westerwelle-Papiermasken, toller Regieeinfall. Der Kapitalismus - na? Genau. Wolfsmasken. Die Wölfe zerfleischen das Mädchen, das dann den Mund blutig hat und schreit, Mikroport an der Backe, Text auf dem Zettel, Wolfsmaske am Hals, Nahaufnahme, sie windet sich. Toll.
Der junge Schauspieler hat ein Mikro zusätzlich in der Hand und mimt den Entertainer und versucht das echte Publikum zu animieren: Minutenlang skandiert er: "Wir sind alle individuell!" Das Ensemble ruft mit, das echte Publikum, junge Leute, sie machen zaghaft mit und mimen ein bisschen Pop-Konzert. Muss sein. "Wir sind alle individuell" - wow - total witzig. Das ist Kölner Schauspiel beim Theatertreffen. Ja. Seid stolz, mehr gibt es nicht.
Es ist ein einziger Kindergarten. Warum, warum? Warum diese Textflächen voll von Allgemeinplätzen, voll von kabarettistischen Witzeleien? Elfriede Jelinek hat geschrieben und geschrieben und schreibt weiter. Warum vier Stunden? Warum müssen wieder echte Menschen an echten Reglern von echten Mischpulten sitzen um alles echt regeln zu können, auf der Bühne? Warum müssen junge Schauspielerinnen immer als junge Schauspielerinnen erscheinen und ihren Text verkichern, verzappeln, verkreischen? Warum muss die gute Maria Schrader im rosa Seidenkleid über Kleinanleger und Geld vom Blatt lesen, lesen, lesen? Es zappelt und zuckt, es kichert, ein Kindergarten mit Zetteln und Dreck auf dem Boden, verklebt, an der Rampe eine Laufschrift und im Hintergrund - na - was? Genau. Eine riesige Projektionswand! "Was er verdient", heult ein junger Schauspieler, dann wird wieder geröchelt, gehechelt, gelallt. Die gute Dürrenberger spricht klar, aber man hängt ihr dabei Papp-Euros um den Hals - Mühlsteine? Ja. Die Symbolik ist platt, platter geht's nicht. Dämliche Textflächen-Lieder werden möglichst schief gesungen. - Lustig? Ja. Wahnsinnig lustig. Parodie auf Niedecken. "Dat System - dat krisde wirklisch nit mieh hin"... Allerdings. Das System Theater, das ohne diesen Kindergarten kein Theater mehr spielen kann, darf.
Das Fernsehen braucht keine Fernsehregie mehr, es kann alles von der Video-Wand nehmen. Diese verwischten, unruhigen, verwackelten Handkamera-Bilder, möglichst nah heran an die Schauspielerin - deren Mund ist blutverschmiert. Natürlich. Die kichert und blutet und labert. Mikroport an die Backe geklebt. Westerwelle-Papiermasken, toller Regieeinfall. Der Kapitalismus - na? Genau. Wolfsmasken. Die Wölfe zerfleischen das Mädchen, das dann den Mund blutig hat und schreit, Mikroport an der Backe, Text auf dem Zettel, Wolfsmaske am Hals, Nahaufnahme, sie windet sich. Toll.
Der junge Schauspieler hat ein Mikro zusätzlich in der Hand und mimt den Entertainer und versucht das echte Publikum zu animieren: Minutenlang skandiert er: "Wir sind alle individuell!" Das Ensemble ruft mit, das echte Publikum, junge Leute, sie machen zaghaft mit und mimen ein bisschen Pop-Konzert. Muss sein. "Wir sind alle individuell" - wow - total witzig. Das ist Kölner Schauspiel beim Theatertreffen. Ja. Seid stolz, mehr gibt es nicht.