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Vorwärts im Geiste des Raabismus - Lenanismus!

Wir sind Lena! Eine neue Ära deutscher Geschichte. Nach 'Wir sind Meister der Herzen' (Fußball), 'Wir sind Hartz IV' (Pro7), 'Wir sind blöd' (Baumarkt), wird in Deutschland fast alles zu einer geilen 'Wir'-Party - aber seit 'Wir sind Papst' wissen wir auch, dass der Schuss nach hinten losgehen kann. Doch bei Lena spielt Kindesmissbrauch nur eine untergeordnete Rolle.

Der Vorschlag, Lena das Bundesverdienstkreuz oder den Nobelpreis zu verleihen - wirklich eine gute Idee und eine realistische Einschätzung, denn mehr an (zumindest künstlerischer) Intelligenz ist in Deutschland nicht zu erwarten. Bedenken wir doch, wer bei uns Super-Mega-Star werden kann: MMM (Freeeiiiheit!) oder Quetschstimme Grönemeier.

In keinem Land der Erde hätte solche Musik eine Chance, geschweige denn ein Siegel oder Raab. Wieso also dieser 'Erfolg'? Ganz einfach. Hier wird abgestimmt zwischen zwei Frauen-Typen. Lena ist kein aufgeblasenes Titten-Monster in Glitter und Blond, die Puppen-Ästhetik ermüdet zusehends - sie ist 'unsere' Abiturientin, Schwiegertochter, trägt ein süßes, frisches Gesicht, ist gläubig und 'spontan'. Neue Natürlichkeit.

Noch nie ist ein unverbrauchtes Gesicht so schnell verbraucht worden. Dank der Medienschlacht von Rote-Rosen- im Bund mit TV-Total-Fernsehen. Der totale Schlager-Krieg, die totale Hysterie, der totale Werbe-Feldzug ließ niemanden mehr entkommen. Kein Zapping ohne das Lena-Gesicht, das frische, auf allen Kanälen, jeden Tag, alle 5 Minuten. Irgendwann tauchten dann doch ihre Titten auf den Titelseiten auf und am nächsten Tag wieder ihr Gesicht, das sagen darf, das sei doch alles ganz natürlich. Natürlich. Irgendwann schnellten die Hits (Zugriffe) auf You-Tube in astronomische Höhen - der Sieg wurde unausweichlich.

"Es ist nur Musik" sagt Lena auf einer Pressekonferenz und glaubt wahrscheinlich daran (das ist das einzig Gute), aber sie hat unrecht. Musik?
Das auf einen kleinen Rhythmus geschüttete, seichte Tonsüppchen, das dünne Stimmchen, der schottische Phantasie-Akzent. Traurig wenig. Ein einfältiger, schwacher Song, eine der typischen Musikflächen, die außer harmloser Glätte und Tanzbarkeit nichts zu bieten haben. Warum nicht der Mann mit Stimme und Gitarre aus Belgien? Dem fehlten wohl die alles überrollenden Medien-Panzer. Lena ist nur ein Beispiel für Musik aus Deutschland: Classic goes Pop, Pop goes Schlager, Schlager goes Piep. Und alle kreisen wie Satelliten um die große Geldmaschine.
Hier schreibt der Kulturpessimist, dessen Mäkeleien unerwünscht sind, angesichts des Spaßes, den Lena uns und Europa gebracht hat.

Schon im Vorfeld werden Spaß-Verderber, Kritiker, in die Ecke gestellt. In FAZ-NET ist zu lesen: "Dieses Mädchen hat es aber eben gar nicht nötig, jeden Ton zu treffen. Ihr unbefangener Auftritt, der schräge Charme und der kauzige Humor lassen Mäkeleien gestrig wirken." Meine Mäkeleien sind gestrig, ja, ich gebe es zu. Wie auch meine Hoffnungen auf ein spielerisches Theater, oder Solidarität, oder Kunst, oder gutes Fernsehen... Und ich gebe zu, wenn ich ihr gegenüber sitzen würde, vielleicht wäre ich auch bezaubert, ganz im Stillen, ohne Bühne, ohne Raab, ohne Kamera. Aber für heute bleibe ich Euer Spaß-Verderber und fürchte mich bereits jetzt vor der hysterischen Public-Party für den 'Weltmeister der Herzen'. Hier wird der Fußball auf der Strecke bleiben, wie die Musik beim Grand-Prix, der im nächsten Jahr nach dem Karneval, der Love-Parade und dem CSD zum zentralen Party-Event werden wird.

P.S.: Lena for President!

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